Hanns Eisler (1898–1962) Hanns Eisler Gesamtausgabe (HEGA)
herausgegeben von der Internationalen Hanns Eisler Gesellschaft im Zusammenwirken mit Stephanie Eisler und der Stiftung Archiv der Akademie der Künste Berlin
Die großen gesellschaftlichen und musikalisch-ästhetischen Umwälzungen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts haben die Biografie von Hanns Eisler ebenso wie seine Kompositionen und Schriften entscheidend geprägt.
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Die Bedeutung und das weite Spektrum seines Schaffens sind Grund genug, das Werk in voller Breite der Wissenschaft und der musikalischen Praxis zugänglich zu machen.
Editionsleitung
Thomas Phleps (Noten), Georg Witte (Schriften)
Redaktion/Wissenschaftliche Mitarbeiter: Noten: Knud Breyer / Johannes C. Gall, Schriften: Maren Köster
Editionsbeirat
Noten: Hartmut Fladt, Werner Grünzweig, Elmar Juchem, Roland Kluttig, Giselher Schubert
Schriften: Albrecht Betz, Albrecht Riethmüller, Jürgen Schebera, Friederike Wißmann
Die Editionsabeiten werden durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft gefördert.
Einzelne Bände werden durch die Unterstützung folgender Institutionen ermöglicht:
Klöckner-Stiftung, Lotto-Stiftung, Hanns und Steffy Eisler Stiftung
Die Hanns Eisler Gesamtausgabe (HEGA) verfolgt die Absicht, sämtliche erreichbaren Kompositionen, Schriften und Briefe der Öffentlichkeit in wissenschaftlich angemessener Form vorzulegen. Sie versteht sich als historisch-kritisch und zielt darauf ab, die Wandlungen der Kompositionen und Schriften als deren Geschichte darzustellen und so die verschiedenen Fassungen als Zeugnisse unterschiedlicher ästhetischer und zeitgeschichtlicher Positionen kenntlich zu machen.
Eislers Gesamtwerk, das bis in die 90er-Jahre hinein meist nur selektiv wahrgenommen wurde, fand zwar in der von Nathan Notowicz begründeten, später von Manfred Grabs und Eberhardt Klemm betreuten, von 1968 an erschienenen Ausgabe „Eisler - Gesammelte Werke“ (EGW) im Deutschen Verlag für Musik in Leipzig einen ersten verlegerischen Ansatz; es erschienen aber nur vier Noten- und fünf Schriftenbände. An sie knüpft die Hanns Eisler Gesamtausgabe an. Allerdings mussten die Editionsprinzipien grundsätzlich revidiert werden, so dass von einem vollständigen Neubeginn der editorischen Arbeit gesprochen werden kann.
So erwies es sich als notwendig, die Band- und Seriengliederung ebenso wie die Editionsrichtlinien neu zu fassen und dies namentlich mit dem Ziel, die heute allgemein gültigen Standards historisch-kritischer Ausgaben den spezifischen und mitunter singulären Gegebenheiten im Schaffen Eislers anzupassen.
Der zugehörige Kritische Bericht erscheint in der Regel im Anschluss an den Notenteil, bei großen Umfängen in einem eigenen Band.
Serie I: Chormusik
Serie II: Musik für Singstimme und Ensemble oder Orchester
Serie III: Musik für Singstimme und Klavier
Serie IV: Instrumentalmusik
Serie V: Bühnenmusik
Serie VI: Filmmusik
Serie VII: Skizzen und Fragmente
Serie VIII: Bearbeitungen fremder Werke
Serie IX: Schriften, Briefe und Gespräche
SON 501 wurde mit dem Deutschen Musikeditionspreis 2003 ausgezeichnet.
SON 502 wurde mit dem Deutschen Musikeditionspreis 2007 ausgezeichnet.
Die Hanns Eisler Gesamtausgabe (HEGA) ist als historisch-kritische Edition angelegt. Sie verfolgt das Ziel, sämtliche erhaltenen Kompositionen und Schriften Hanns Eislers der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und mit wissenschaftlich fundierten Ausgaben der musikalischen Praxis ganz im Sinne Eislers „nützlich“ zu sein. Auf diese Weise möchte sie auch der selektiven Wahrnehmung des Komponisten entgegenwirken. Der historisch-kritische Ansatz ist zweifellos der Arbeitsweise Eislers besonders angemessen. Ein großer Teil seines Werkes liegt in verschiedenen Fassungen vor, charakteristisch sind zudem Mehrfachverwendungen in gänzlich unterschiedlichen ästhetischen, historischen oder gesellschaftlichen Kontexten. Hierin zeigt sich nicht zuletzt auch die politische Haltung des Komponisten.
Das Vorhaben einer Eisler-Gesamtausgabe reicht bis in die 1960er Jahre zurück, als durch die Einrichtung des Hanns-Eisler-Archivs an der Akademie der Künste der DDR der Grundstein für die Sammlung aller zugänglichen Quellen zu Eislers Werk und Leben gelegt wurde. Damals begann Nathan Notowicz mit der Edition der Gesammelten Werke (fortgeführt von Manfred Grabs und Eberhardt Klemm). Daran anknüpfend initiierte die 1994 gegründete Internationale Hanns Eisler Gesellschaft (IHEG) im Zusammenwirken mit der Witwe des Komponisten, Stephanie Eisler, und dem Archiv der Akademie der Künste Berlin die Hanns Eisler Gesamtausgabe. Die Editionsleitung übernahmen Albrecht Dümling (bis zum Jahr 2000), Gert Mattenklott und Christian Martin Schmidt. 2002 konnte als erstes Ergebnis die Bühnenmusik zu Die Rundköpfe und die Spitzköpfe vorgelegt werden; es folgten vier weitere Notenbände sowie der erste Schriftenband.
Mit dem Wechsel der Editionsleitung im Jahr 2010 wurden die Editionsvorgaben einer sorgfältigen Prüfung unterzogen. Die Revisionen, von denen vor allem die Notenedition betroffen ist, zielen in erster Linie auf eine verbesserte Nutzerfreundlichkeit des edierten Textes und des zugehörigen Kritischen Berichts.
Beibehalten bleibt die Gliederung der Hanns Eisler Gesamtausgabe in neun Serien:
Serie I Chormusik
Serie II Musik für Singstimme und Instrumentalensemble oder Orchester XVI
Serie III Musik für Singstimme und Klavier
Serie IV Instrumentalmusik
Serie V Bühnenmusik
Serie VI Filmmusik
Serie VII Skizzen und Fragmente
Serie VIII Bearbeitungen fremder Werke
Serie IX Schriften
Zur Edition der Noten
In den Hauptbänden erscheinen diejenigen Fassungen der Kompositionen, denen mit Blick auf ihre Rezeptionsgeschichte oder Eislers Intentionen ein größerer Gültigkeitsanspruch zugeschrieben werden kann. Der zugehörige Kritische Bericht erfolgt im Anschluss an den Notenteil, bei großen Umfängen gegebenenfalls auch in einem eigenen Band. Weitere Fassungen werden in Supplementbänden vorgelegt. Beigeordnete Skizzen erscheinen, sofern sie nicht bereits in Supplementbänden berücksichtigt sind, in eigenen Bänden innerhalb der Serie VII. Bei geringem Skizzenbestand oder bei Skizzen, die für die Edition selbst relevant sind, können diese im Kritischen Bericht des jeweiligen Hauptbandes wiedergegeben werden. Innerhalb der Einzelbände sind die Kompositionen chronologisch angeordnet.
Bei der Präsentation des Notentextes wird zwischen drei Editionsformen unterschieden: der Werkedition, der Inhaltsedition und der Quellenedition.
Die Werkedition gilt für die vollendeten Kompositionen Eislers, somit für die Hauptbände der Serien I bis VI und VIII, in Teilen auch für die Supplementbände und die Fragmente der Serie VII. Für die Werkedition gilt der Grundsatz, dass der vorgelegte Notentext nicht Teil, sondern Ergebnis der kritischen Sichtung der Quellen ist; er reflektiert also nicht – in Abweichung oder Übereinstimmung – das Verhältnis zur Hauptquelle, sondern gibt die jeweilige Komposition Eislers gemäß den nach textkritischer Analyse gefällten Entscheidungen der Herausgeber wieder. Daher wird auf die graphische Differenzierung, die – etwa durch Klammern und Strichelung – den Quellenbefund kenntlich macht, verzichtet. Darüber hinaus gelten für die Werkedition folgende Prinzipien:
– Die Partituranordnung und die Notation entsprechen den Gep&ogenheiten des modernen Notenstichs.
– Bei Worttexten werden Rechtschreibung und Silbentrennung den heutigen Regeln angeglichen.
– Wiederholungskürzel, Abbreviaturen und colla-parte-Anweisungen werden im Allgemeinen stillschweigend aufgelöst.
Die Quellenedition gilt in erster Linie für Skizzen und Entwürfe. Sie will den Text der jeweiligen Quelle so getreu wie möglich wiedergeben. Der Abdruck erfolgt diplomatisch, nicht jedoch stets zeilengetreu; Zeilenwechsel im Original werden durch geeignete Zusatzzeichen angezeigt. Zusätze des Herausgebers stehen in eckigen Klammern; durch Kleinstichnotation bzw. Strichelung von Linien und Bögen können verschiedene Entstehungsschichten kenntlich gemacht werden.
Die Inhaltsedition betrifft Fragmente, bei denen über die kompositorische Konzeption gleichwohl keine Zweifel bestehen, sowie Erst- oder Frühfassungen, die Eisler als Vorstufen qualifiziert hat. Die Inhaltsedition hält die Mitte zwischen Werk- und Quellenedition. Sie bezweckt, den Inhalt der Quelle, nicht jedoch ihre äußerlichen Ungereimtheiten wiederzugeben. Der edierte Notentext richtet sich somit nach den heute üblichen Stichregeln. Herausgeberzusätze werden, der Quellenedition entsprechend, zwar graphisch gekennzeichnet, die Korrektur offenkundiger Fehler sowie die Ergänzung bzw. Tilgung unzweifelhaft fehlender bzw. Überflüssiger Zeichen können aber wie bei der Werkedition erfolgen und werden dann im Kritischen Bericht verzeichnet.
Der Kritische Bericht schließlich dient der philologischen Argumentation. Grundsätzlich umfasst er die Teile Quellenübersicht, Quellenbeschreibung, Quellenbewertung und Textkritische Anmerkungen. Je nach Quellenlage können Lesarten- und Korrekturverzeichnisse entweder im Rahmen der Quellenbeschreibung mitgeteilt oder in die Textkritischen Anmerkungen integriert werden.
Zur Edition der Schriften
Die Serie beginnt mit den Gesammelten Schriften, die – chronologisch angeordnet – ein Textspektrum vom gedruckten Beitrag bis zur privaten Notiz umfassen. Die in Buchform erschienenen Werke Komposition für den Film und Johann Faustus werden in separaten Bänden vorgelegt, wobei in beiden Fällen aufgrund der besonderen Quellenlage eine umfangreiche Dokumentation der Textgenese Bestandteil der Edition ist. In die Gesamtausgabe einbezogen werden außerdem sämtliche vorliegenden Briefe und Briefentwürfe von Eisler sowie Interviews und Gespräche. Auch bei den Schriftenbänden wird zwischen drei Editionsformen unterschieden:
Die Textedition gilt für alle zu Eislers Lebzeiten publizierten Texte sowie in der Regel für alle weiteren Texte, die sich an eine öffentliche oder institutionelle Leser- bzw. Hörerschaft richten, etwa Vorträge, Berichte und Statements. Die Präsentation der edierten Texte erfolgt in bereinigter Orthographie und ohne graphische Kennzeichnung unterschiedlicher Textschichten. Editorische Eingriffe werden – ebenso wie die in den Quellen sichtbaren Korrekturen – nur im Kommentar nachgewiesen.
Die Inhaltsedition kommt in den Briefen zur Anwendung. Eislers Schreibweise und Zeichensetzung werden hier beibehalten, um dem Charakter der Texte, wie sie den Empfänger erreichten, näher zu kommen. Lediglich belanglose Flüchtigkeitsfehler werden im Interesse der Lesbarkeit korrigiert. Briefentwürfe werden nach den Regeln der Quellenedition wiedergegeben.
Die Quellenedition gilt für Entwürfe, Skizzen und Notizen. Diese Texte werden diplomatisch ediert. Dabei erscheinen Streichungen unmittelbar, Einfügungen werden mit diakritischen Zeichen wiedergegeben, auf Markierung des Zeilenfalls wird jedoch verzichtet.
Der Kommentar informiert über Herkunft und Beschaffenheit der edierten Quellen, über Datierungsprobleme sowie über Textentwürfe und -varianten. Er enthält Anmerkungen zur Textkonstituierung sowie Erläuterungen zu Inhalt und Kontext.
Berlin, 2012
Den vollständigen Text mit Fußnoten/Anmerkungen bieten wir als PDF zum Download an.