Jean Sibelius (1865–1957) Finlandia op. 26
Tondichtung [Orch] Dauer: 9'
2.2.2.2 – 4.3.3.1 – Pk.Schl – Str
Finlandia op. 26 gehört zu den meistgespielten und bekanntesten Werken von Jean Sibelius.
28 Seiten | 16,5 x 22,5 cm | 69 g | ISMN: 979-0-004-20071-1 | geheftet
Die Tondichtung Finlandia op. 26 entstand im Herbst 1899 als Schlussstück zu der „Musik zu den Pressefeiern", in denen die finnische Intelligenz ihren Protest gegen Zensurverschärfungen der russischen Regierung äußerte. In seiner endgültigen Form wurde das Werk dann am 2. Juli 1900 in Helsinki unter dem Titel „Suomi" (Finnland) uraufgeführt. Durch die Europatournee des Orchesters, die u. a. auch auf die Weltausstellung nach Paris führte, erlangte Finlandia unmittelbar danach seine Berühmtheit.
Kompatibel mit PB/OB 5658.
Finlandia op. 26 gehört zu den meistgespielten und bekanntesten Werken von Sibelius. Schon der Titel nimmt Bezug auf die nationale Komponente, die die Musik von Sibelius entscheidend geprägt hat. Zwar stand der Komponist in der Tradition des 19. Jahrhunderts, doch ging Sibelius über diese Rückbesinnung hinaus und verschmolz romantische Elemente mit spezifisch finnischen, wie sie sich beispielsweise in der Melodiegestaltung nachweisen lassen. Sibelius bezog sich auch in seinen Tondichtungen, denen ein außermusikalisches Programm zugrunde liegt, häufig auf finnische Geschichte und Mythologie. Sein Anliegen war es, eine nationale Musik zu schaffen, die zugleich den Kriterien der Kunstmusik genügen sollte.
Das Werk Finlandia verdankt sein Entstehen einem konkreten politischen Anlaß. Das Kompositionsjahr 1899 ist zugleich das Jahr, in dem der politische Druck Russlands auf Finnland erheblich verschärft wurde. Es begann die Zeit des passiven Widerstandes. In Form von Wohltätigkeitsveranstaltungen, „Pressefeiern“ genannt, versuchte man, das finnische Nationalbewußtsein aufrecht zu erhalten und zu stärken. Im Rahmen einer solchen Veranstaltung, die vom 3.– 5. November 1899 stattfand, wurden sechs „lebende Bilder“ aus der finnischen Geschichte und Mythologie aufgeführt, zu denen Sibelius die Musik komponierte. Anstelle der Nationalhymne, die eine solche Aufführung in der Regel abschloß, erklang diesmal die symphonische Dichtung Finlandia. Damit waren Anspruch und Funktion des Werkes eindeutig bestimmt. Es schuf starke nationale Identifikationsmöglichkeiten, die dann dazu führten, daß Aufführungen in der Folgezeit verboten wurden. Im Ausland jedoch erklang das Stück recht häufig und gelangte bald zu großer Beliebtheit.
Als Jean Sibelius im März 1900 gebeten wurde, für ein Konzert des Orchesters der Philharmonischen Gesellschaft anlässlich der Weltausstellung in Paris eine Ouvertüre zu schreiben, komponierte er kein neues Werk, sondern revidierte eben dieses Finale aus der Musik zu den Pressefeiern.
Bereits im Herbst desselben Jahres erschien die vorliegende Fassung für Klavier.
Im Gegensatz zu anderen symphonischen Dichtungen von Sibelius treten bei dieser Komposition Elemente aus der finnischen Musik eher zurück. Das mag zunächst verwundern, da Finlandia den Inbegriff des Nationalen darstellt. Doch steht der hymnische Charakter im Vordergund. Markante und einprägsame Motivik und Thematik werden der Funktion des Stückes eher gerecht als etwa eine differenzierte und komplex verarbeitete Melodik. Klare Formgestaltung mit deutlichen Schnitten und Übergängen haben Vorrang vor weit ausladenden und entwickelnden Passagen. Sibelius kam es hier weniger auf das spezifisch Finnische, sondern mehr auf eine prägnante und faßliche musikalische Aussage an. Finlandia endet mit einer großen Steigerung zum Fortissimo und symbolisiert damit die Hoffnung des finnischen Volkes auf die Befreiung.
Wiesbaden, Herbst 1987