Fanny Hensel (1805–1847) Unter des Laubdachs Hut
herausgegeben von Joachim Draheim und Gottfried Heinz [GCh] Text: August W. Schlegel und William Shakespeare
„Die Chorkompositionen der Fanny Hensel halten jedem Vergleich mit der reichhaltigen romantischen Chorliteratur nicht nur stand, sondern gehören zum Besten. Hitverdächtig!“ (Musica)
4 Seiten | 19 x 27 cm | 36 g | ISMN: 979-0-004-41153-7 | geheftet
„Madame Hensel Mendelssohns Schwester, der Geist und Tiefe aus den Augen spricht.“ Diese Tagebuchnotiz Robert Schumanns vom Juni 1843 bietet ein knappes, aber treffendes Porträt von Fanny Hensel, der wohl bedeutendsten Komponistin des 19. Jahrhunderts. Die am 14. November 1805 in Hamburg geborene älteste Schwester Felix Mendelssohn Bartholdys und Enkelin des Philosophen Moses Mendelssohn heiratete 1829 den preußischen Hofmaler und Gelegenheitsdichter Wilhelm Hensel (1794-1861). Als sie am 14. Mai 1847 in Berlin unerwartet an den Folgen eines Gehirnschlages starb, prägte der Musikschriftsteller Ludwig Rellstab das schöne Wort, sie habe „auch die Schwesterschaft des Talents mit dem berühmten Bruder“ geteilt.
Fanny Hensel hatte die gleiche umfassende musikalische Ausbildung genossen wie ihr frühreifer Bruder, u. a. den Kompositionsunterricht des Goethe-Freundes Carl Friedrich Zelter. Die Geschwister waren einander nicht nur liebevoll zugetan, sondern standen auch zeitlebens in einem für beide Seiten fruchtbaren musikalischen Gedankenaustausch. Aber erst 1846 gab Mendelssohn seinen Widerstand gegen eine Veröffentlichung von Werken der Schwester auf, so dass sie kurz vor ihrem Tode eine sorgfältig getroffene Auswahl ihrer Lieder und Klavierstücke publizieren konnte.
Außer diesen nehmen Chorwerke neben wenigen Orchester- und Kammermusikwerken (Streichquartett Es-dur, KM 2255) eine wichtige Stelle ein. Die meisten davon entstanden 1846 und konnten mit dem Chor erprobt werden, der unter ihrer Leitung bei den berühmten „Sonntags-Musiken“ im Hause Mendelssohn sang. Sechs dieser Chorlieder veröffentlichte sie in überarbeiteter Form als „Gartenlieder“ op. 3 bei dem Berliner Musikverlag Bote & Bock.
Weisen die „Gartenlieder“ schon durch ihren Titel auf Mendelssohns in den Jahren zuvor erschienene bekannte „Lieder im Freien zu singen“ (op. 41, 48, 59; ChB 4763-4780), so sind die Chorlieder von Fanny Hensel den Werken ihres Bruders vergleichbar, was Melodik, Satztechnik und Wahl der Textvorlagen betrifft, ebenbürtig in der perfekten Balance zwischen volksliedhafter Schlichtheit und artifizieller Faktur.