José M. Sánchez-Verdú (*1968) Memoria del rojo
[Orch] 2018 Dauer: 10'
2.2.1.B-Klar.2(Kfg) – 2.2.2.0 – Schl(2) – Hfe – Str: 10.8.6.4.3
Uraufführung: Granada/Spanien, 06. Juli 2018
Mappe
Das Stück hat bestimmte Verbindungen mit verschiedenen, herausragenden Elementen der Alhambra. Der Begriff Transmedialität ist hier wichtig: Wie kann man bestimmte künstlerische Techniken und Methoden der arabischen Kunst im Orchesterapparat nutzen und entwickeln? Mit der Resonanz einer arabischen Laute und – als Metapher – mit ihrem Echo im Wasser beginnt die Reise. Der arabische Künstler nutzt die Mathematik, die Geometrie, die Stilisierung etc. als Grundlage für die Ornamentierung von Oberflächen. Die Kalligraphie und die Arbeit an den Azulejos – im Sinne von Ornamentik als Arbeitsmethode – bilden das Territorium einer visuellen Welt, die eine räumliche und eine rhythmische Dimension hat. Beide Dimensionen sind gleichzeitig sehr nah an der Musik. Die unendlichen Linien (im theologischen Sinn als Darstellung eines einzigen Gottes, der gleichzeitig unendlich ist) werden als Materialideen entwickelt. Alles erzeugt eine Pluralität von Schichten, eine Polyphonie aus verschiedenen Schleier, die gleichzeitig visuell und akustisch erscheinen. Zudem erzeugt die Farbe Rot, die Signalfarbe der Alhambra, auch eine persönlich Synästhesie bei der Verbindung zwischen Farben und Tonhöhen. Die Farbe Rot ist für mich die Note G. Zwischen dieser synästhetischen Wahrnehmung und den Ornamentikprozessen des arabischen Künstlers wird sowohl die visuelle als auch die klangliche Ableitung meines Orchesterstücks entwickelt.
Memoria del rojo ist ein Auftragswerk des Festival Internacional de Música y Danza in Granada 2018. Dies ist meine Stadt, und das Werk ist Pablo Heras-Casado, dem Festival und dem Orquesta Ciudad de Granada gewidmet. Meine beiden Musikmeister in Granada, Juan Alfonso García und Julio Marabotto, sind dabei immer anwesend.
(José M. Sánchez-Verdú, 2018)