Adriana Hölszky (*1953) Roses of Shadow
Klangchoreografie – Text aus „Weißt du, dass die Bäume reden“ (Weisheiten der Indianer) [S,Okt] 2016/2017 Dauer: 44'
Solo: S – Klar(B-Klar.Es-Klar.Kb-Klar) – Trp(Picc-Trp.Euph.Alphn) – Schl – Koto(Basskoto) – Klav.Akk – Vl.Vc
Uraufführung: Düsseldorf, Ballett am Rhein, 16. Dezember 2017
Auftragswerk des Balletts am Rhein Düsseldorf Duisburg
“Why should poor beauty indirectly seek Roses of shadow, since his rose is true?” (Shakespeare, Sonett Nr.67)
Das 40-minütige Werk „Roses of Shadow“, 2016/2017 komponiert, entstand als Auftragswerk des Balletts am Rhein Düsseldorf Duisburg für eine Choreographie Martin Schläpfers. Meine Entscheidung, Fragmente aus Gedichten bzw. Texten von Indianern aus Nordamerika zu benutzen (Weißt du, dass die Bäume reden - Weisheiten der Indianer von Käthe Reis und Georg Bydlinski, 1983) war die „Zündung“, der Ausgangspunkt einer intensiven kompositorischen Arbeit: Es entstand eine „Klangkosmogonie“ von neun Klangzentren, die in sieben Phasen den zyklischen Prozess von der Entstehung aus dem Nichts, dem Wachstum bis zum Zerfall die Klanggestaltung durchläuft. Acht Instrumentalisten und eine Sängerin (Sopran) bilden folgende Klangzentren:
1 Stimme (Sopran), auch Mundharmonika in Fis-Dur und Rasseln
2 Trompete in C, auch Trompete in D, Euphonium, Alphorn, Mundharmonika in F-Dur
3 Klarinette in B, auch Bassklarinette in B, Kontrabassklarinette in B, Klarinette in Es, Mundharmonika in E-Dur
4 Violine, auch Mundharmonika in D-Dur
5 Violoncello, auch Mundharmonika in C-Dur
6 Koto, auch Basskoto, Mundharmonika in H-Dur
7 Akkordeon, auch Mundharmonika in B-Dur
8 Pianoforte (Flügel), auch Mundharmonika in a-Moll
9 Schlagzeug (verschiedene Instrumente), auch Mundharmonika in g-Moll
Die neun einzelnen Farbenkomplexe beeinflussen sich gegenseitig. Die Achse Stimme – Schlagzeug – kann als Zentrum oder Kern für die „Klangbahnen“ der restlichen sieben Farben betrachtet werden, analog zu einem Planetensystem.
Die Einbeziehung der Stimme (sprechen, flüstern, knarren etc.) und der Lippengeräusche bei den Instrumentalisten erweitert die Klangmöglichkeiten der Instrumente. Sie erscheinen als ein „Schatten“-Ensemble oder als „Geisterstimmen“.
Wie bei den chemischen Bindungen gruppieren sich die „Klangmoleküle“ immer anders und bilden neue Substanzen. Extreme Klangsituationen und Geräusch- oder Klangverbindungen sowie Grenzsituationen in der Zeitgestaltung (wie eingefrorene Bilder) werden bevorzugt. Pulsierende homogene Flächen alternieren mit kurzatmigen Verschachtelungen mikroskopischer Klanginseln. Solistische Momente, wie z.B. von Alphorn oder Kontrabassklarinette solo, erscheinen wie bindende Streifen zwischen den dichten Klangblöcken oder Momente reiner Farbe. Es finden wellenartige Entladungen von gewaltigen Klangenergien statt. Von Anfang bis Ende des Werks nimmt die Kompaktheit und Bedrohlichkeit des Klanges wie ein Sog zu.
(Adriana Hölszky)
CD:
Angelika Luz (Sopran), Jochen Mauderer (Klarinette), Paul Hübner (Trompete), Monika
Hölszky-Wiedermann (Violine), Doo-Min Kim (Violoncello), Naoko Kikuchi (Koto), Stefan
Hussong (Akkordeon), Ville Enckelmann (Klavier), Fabian Clasen (Schlagzeug), Ltg.
Wen-Pin Chien
CD Neuklang Future NCD 4183
Bibliografie:
Do Paco, Anne: Der Weg zur Klanglichkeit. „Roses of Shadow“: Adriana Hölszky komponiert für Martin Schläpfer, in: b-No 8. Magazin des Balletts am Rhein, Spielzeit 2017/18, S. 78-83.
Prozesse des Blühens und Verwelkens. Adriana Hölszky im Gespräch mit Anne do Paco über „Roses of Shadow, in: b.33 (Programmheft zur Uraufführung von „Roses of Shadow“), S. 18-24.
Hölszky, Adriana: Wandernde Klangräume und die Körperlichkeit des Klanges, in: Neue Rundschau 132 (2021), Heft 1, S. 146-158.
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