String Thing Groovy Strings
Rhythmus & Groove im Streicherunterricht mit Spielpartituren, Audio- und Videotracks auf CD und zum Download [2-3 Str(Kb ad lib.)]
Das Ensemble String Thing hat in Groovy Strings reichhaltiges Material zusammengestellt: Eine Einführung in Grundlagen und Methodik, Übungen zu Rhythmus und Bodypercussion sowie vor allem 26 selbst komponierte Spielstücke für alle Streichinstrumente.
Ausgezeichnet mit dem Deutschen Musikeditionspreis 2010
140 Seiten | 21 x 29,7 cm | 622 g | ISBN: 978-3-7651-0387-2 | Broschur, Fadenheftung
Die Stücke sind in den Triobesetzungen und auch als Duos flexibel kombinierbar. Damit eignet sich das Heft gut für Ensemble- und Einzelunterricht. Die beigefügte CD setzt neue Maßstäbe. Sie enthält Audioaufnahmen zu allen Spielstücken, die auch als Play-Alongs genutzt werden können, Videosequenzen zu speziellen Techniken und schließlich auch einzelne Spielpartituren, um wie bei Flexible Strings (KM 2292) auf unterschiedliche Gegebenheiten in der Praxis reagieren zu können.
„Nicht nur Rhythmus, auch Groove ist lernbar, und so groovt es mächtig in der Breitkopf PÄDAGOGIK.“ (MusikHandel)
„Dieses Werk macht Mut Neues auszuprobieren und stellt eine große Bereicherung für den Instrumentalunterricht für StreicherInnen dar.“ (Bianka Wüstehube, Üben & Musizieren)
Glückwunsch: Einerseits an die Autoren, andererseits an den Verlag zu dieser Publikation. Sie ist voll mit klaren Informationen, vielen Anregungen, praktischen Tipps und wertvollen Hinweisen zu speziellen Spieltechniken, Spaß fördernden Übungen und Stücken. Hier findet man einer Fülle von Material zu dem, was in den angloamerikanischen Ländern als Alternative String Music bezeichnet wird. Gemeint sind all jene Musikarten außerhalb der Klassischen Musik, eben die Musik, die mit Groove gespielt werden soll: Jazz, Pop, Rock, Folk, Latin Music mit ihren vielfältigen Ausprägungen.
Ganz offensichtlich ist das Werk auf der Basis einer jahrelangen, intensiven und fruchtbaren Beschäftigung mit groovender Musik entstanden. Bei Konzerten mit String Thing wurde ich des Öfteren Augen- und Ohrenzeuge, wie überzeugend die zugrunde liegende Konzeption umgesetzt wurde, wie sich die Spielfreude des Quartetts von den Musikern auf die Zuhörer übertrug. Aus anfänglicher Skepsis wurde Begeisterung. Mit anderen Worten: Die Autorinnen und Autoren wissen, wovon sie reden und schreiben.
Umso mehr freue ich mich, dass diese Erfahrungen weitergegeben werden, dass durch die Beschäftigung damit neue Welten erobert, Horizonte erweitert werden können. Überzeugt hat mich dabei auch die methodische Seite des Buches und der dazu gehörigen CD. Die Vermittlung von Rhythmus, von Groove und Swing und den damit zusammenhängenden Herausforderungen beim Spielen und Erleben ist trotz der naturgemäßen Beschränkungen des Lernens von Musik anhand des Mediums Buch richtig gut gelöst, und das sowohl im elementaren als auch im fortgeschrittenen Bereich.
Ich wünsche daher allen, die sich hierauf einlassen, viel Freude, Unverzagtheit auch in manchen scheinbar.schwierigen Augenblicken und das ganz besondere Gefühl, das dann entsteht, wenn die Musik richtig groovt.
(Prof. Siegfried Busch)
„Jazz-Streicher sind seltene Pflänzchen“, schrieb ein Musikredakteur vor ein paar Jahren anlässlich eines Konzerts von String Thing.
Das muss nicht so bleiben. Jazz-, Rock- und Pop-Musik eröffnet vielen Musikern und Musikerinnen einen ganz neuen Bezug zu ihrem Streichinstrument und Jugendlichen möglicherweise überhaupt erst den Zugang zu Geige, Bratsche oder Cello. Auch kann die Beschäftigung mit populärer Musik in der mitunter schwierigen Phase der Pubertät eine neue Perspektive aufzeigen, wenn zum Beispiel das Spielen von klassischer Musik als „uncool“ gilt und deshalb die Möglichkeit erwogen wird, den Instrumentalunterricht entweder ganz aufzugeben oder von einem Streichinstrument zu einem Pop-tauglicheren, „cooleren“ Instrument zu wechseln.
Für Bläser, Pianisten und Gitarristen ist die Beschäftigung mit Jazz, Rock und Pop längst selbstverständlich. Nur bei den Streichern ist dies nach wie vor eher ungewöhnlich und entsprechende Literatur ist kaum zu finden.
Doch hat in den letzten Jahrzehnten ein Umdenken eingesetzt: Fast jede Musikhochschule bietet eine eigenständige Jazz-Ausbildung (in seltenen Fällen sogar für Streicher) an, die GEMA schafft Kategorien für anspruchsvollere Jazz-Kompositionen „zwischen U und E“ und Jazz-Musiker werden zu Auftritten in Konzertsäle mit eher klassisch ausgerichtetem Programm eingeladen.
In unseren Konzerten und gerade auch in unseren Streicher-Workshops erleben wir immer wieder die Faszination, die von groovender Musik und dem damit verbundenen freieren Umgang mit den Streichinstrumenten bei vielen Menschen auslöst. So mancher eingefleischte Klassikfan öffnet sich erstmalig einer Musik wie Heavy Metal, Reggae und Samba – vermutlich auch wegen der Verbindung zu vertrauten Streicherklängen.
Mit Sicherheit jedoch gehören Jazz, Rock und Pop zu den wichtigsten Musikstilen des 20. und 21. Jahrhunderts. Und einen Blick über den Zaun sowie eine ernsthafte Auseinandersetzung sind sie in jedem Fall wert. Deutlich drückte dies ein Teilnehmer an einer unserer Fortbildungen, selbst langjähriger Geigenlehrer, aus: „Wenn die Geige weiterhin als Breiteninstrument überdauern will, müssen sich die Streicher-Lehrer auch gegenüber der aktuellen Musik der Schüler öffnen.“
Ein Schlüssel zu dieser Musik findet sich in ihrer rhythmischen Qualität. Die Differenziertheit und Geduld, mit der man sich dieser Welt nähern muss, lässt sich durchaus mit derjenigen vergleichen, die beispielsweise für das Spielen eines „schönen Tons“ in der klassischen Musik Voraussetzung ist. Wer es selbst schon einmal ausprobiert hat, weiß, wie schwer es ist, einen vorgegebenen Rhythmus auf den Punkt genau zu spielen und ihn darüber hinaus zum grooven, zum swingen zu bringen. Und je tiefer man in dieses Thema eintaucht, desto größer wird die Hochachtung vor Musikern, die sich auf diesem Feld bewegen können.
Wir vom Streichquartett String Thing haben es uns seit unserer Gründung 1989 zur Aufgabe gemacht, Brücken zwischen den verschiedenen musikalischen Welten zu schlagen. So trifft in unseren Kompositionen etwa die klangliche Differenziertheit des klassischen Streichquartetts auf die Vitalität von Jazz- und Rock-Musik sowie Musik aus den verschiedensten Regionen der Erde. Aus der Tradition von Jazz-Streichern wie Stéphane Grapelli, Didier Lockwood und Gruppen wie dem Turtle Island String Quartet haben wir viele Spieltechniken übernommen und gemäß unseren eigenen Anforderungen weiterentwickelt. Andi Schreiber war uns Vorbild dafür, wie man mit aktiven Pausen und einer bestimmten Phrasierung Groove erzeugen kann.
Die unter Streichern weit verbreitete Meinung, dass man entweder den Groove „im Blut“ habe oder eben nicht, teilen wir nicht. Wir meinen, grooven ist genauso erlernbar wie z. B. sauberes Intonieren. Jazz- und Popularmusik erfordern allerdings eine andere pädagogische Herangehensweise als klassische Musik. In unseren Workshops machen wir seit vielen Jahren die Erfahrung, dass ein zentrales Unterrichtsthema die Umsetzung von Groove und Rhythmus ist. Darüber hinaus sind eine erweiterte Spiel- und Bogentechnik nötig, um die spezielle Artikulation und Phrasierung von Melodien aus Jazz, Rock und Pop sowie typische Klangeffekte umsetzen zu können, und nicht zuletzt eine andere Art, mit dem Körper umzugehen.
Deshalb entstand die Idee, technisch möglichst einfache Stücke zu komponieren, die den Herausforderungen von Rhythmus, Groove und Phrasierung besonders viel Raum lassen. Zudem möchten wir mit diesem Buch auch dem Wunsch vieler Lehrer und Musiker nachkommen, das eine oder andere nach einem Workshop noch einmal in Ruhe nachschlagen zu können.
Mit unseren Kompositionen werden Geiger, Bratscher, Cellisten und Kontrabassisten aller Alterstufen angesprochen, die über ca. zwei Jahre Unterrichtserfahrung verfügen. Die Spielstücke in binären und ternären Rhythmen bieten ihnen die Möglichkeit, auf elementarer Ebene mit jeweils typischen rhythmischen und spieltechnischen Schwierigkeiten verschiedenster Stile populärer Musik, etwa lateinamerikanischer Musik und Rock oder Blues in Berührung zu kommen. Dabei bauen die 12 Swing-Stücke nicht auf den 14 binären Stücken auf, sodass Hans Stampf und Stompin’ Beginning in etwa denselben Schwierigkeitsgrad haben.
Ein weiteres, uns sehr wichtiges Anliegen, das uns zum Schreiben von Groovy Strings angeregt hat, ist die Tatsache, dass die Meinung unter Jazz-Pädagogen immer noch verbreitet ist, ein Schüler könne von selbst gut phrasieren oder eben nicht. Entgegen dieser Einschätzung sind wir der festen Überzeugung, dass man lehren und lernen kann, Musik aus den Bereichen Jazz, Rock und Pop stilgerecht und „akzentfrei“ zu spielen. Was bisher fehlte, ist eine Methodik, die es ermöglicht, die notwendigen Grundlagen dazu systematisch zu vermitteln.
Um diese Lücke zu schließen, stellen wir mit Groovy Strings nicht nur didaktisch aufbereitetes Spielmaterial zur Verfügung, sondern bieten auch eine auf einer „Grammatik“ groovender Musik basierende Methodik zur Vermittlung spielpraktischer Fertigkeiten an. Sie gründet auf dem Versuch, die Merkmale verschiedener Stile groovender Musik, ihre wesentlichen aufführungspraktischen Grundregeln und spieltechnischen Besonderheiten herauszuarbeiten, zu systematisieren und daraus eine eigene Aufführungspraxis abzuleiten. Dabei ist uns bewusst, dass eine aufführungspraktische Theorie keinen Absolutheitsanspruch erheben und immer nur eine Annäherung an ein vielgestaltiges Phänomen sein kann. Ein Phänomen, das uns in der Praxis in vielen verschiedenen Variationen und individuellen Ausprägungen begegnet.
Es erscheint uns daher gerechtfertigt, so unterschiedliche Stile groovender Musik wie Swing, Heavy Metal, Reggae, Bossa Nova und Blues unter einem aufführungspraktischen Dach zusammenzufassen und von einer übergeordneten Aufführungspraxis zu sprechen, denn bei allen beträchtlichen Unterschieden haben diese Stile eines gemeinsam: ihre afroamerikanischen Wurzeln. Daraus erklären sich die keineswegs zufälligen, beliebigen oder austauschbaren Gesetzmäßigkeiten, von denen das Rhythmusempfinden (Groove), die Artikulation, die Phrasierung und damit die spieltechnischen Besonderheiten groovender Musik geprägt sind. Im Zusammenhang mit Jazz, Rock und Pop den Begriff einer besonderen Aufführungspraxis anzuwenden, ist bisher nicht üblich. Viel geläufiger ist die Bezeichnung in Verbindung mit Alter Musik. Ihre Anwendung auf den Bereich groovender Musik kommt daher aus unserer Sicht einer kleinen, deswegen aber nicht minder beabsichtigten Revolution gleich und wir sehen einen wesentlichen Sinn unseres Buches erfüllt, wenn sich dies durchsetzen würde.
Sicherlich kann man alle Titel der vorliegenden Sammlung spielen, ohne sich mit stiltypischen, aufführungspraktischen Besonderheiten zu beschäftigen. Wir meinen aber, dass die Arbeit an den Stücken nicht nur mehr Spaß macht, sondern viele der Kompositionen auch leichter zu realisieren sind und deutlich mehr Wirkung zeigen, wenn man die dazugehörende Aufführungspraxis angemessen berücksichtigt.
Unser herzlicher Dank gilt Prof. Siegfried Busch (Berlin) für seine Unterstützung und die einleitenden Worte. Wir wünschen Ihnen und Ihren Schülern viel Spaß und Erfolg bei der Arbeit mit Groovy Strings!
Hamburg/Berlin, im Frühjahr 2009