José M. Sánchez-Verdú (*1968) El viaje a Simorgh
Oper in 2 Akten 2002-2006 Text: José M. Sánchez-Verdú
Soli: BarSSMzCounterTTBarB.Schauspieler.Schauspielerin.Tänzer.Chor (60St) Orchester: 3(Picc.BFl).3(Eh).3(B-Klar.Kb-Klar).Sax.3(KFg). – 4.3.3.1. – Schl(4) – Hfe – Cemb – Str: 14.12.10.8.6. Außerhalb der Szene: 4Trp.3Pos Bühnenmusik: 3Viole da gamba.Vl
Uraufführung: Madrid, Teatro Real, 4. Mai 2007
Auftragswerk des Teatro Real Madrid
Libretto nach dem Roman Las virtudes del pájaro solitario von Juan Goytisolo, Gedichten von San Juan de la Cruz, Rumi, Attar (Kolloquium der Vögel), Das Hohelied (Übersetzung ins Altkastilianische von Fray Luis de León) und von Leonardo Da Vinci (Sul volo degli uccelli) frei zusammengestellt vom Komponisten
Dauer: ca. 120 Minuten (ohne Pause)
Personen:
Amado/Der Geliebte (Bariton) Amada/Die Geliebte (Sopran) El/La Seminarista (Kontratenor) Profesor de árabe/Arabischlehrer (Baritono) Don Blas (Schauspieler/Sprecher) Doña Urraca (Sopran) Joven Señor Mayor (Bassbariton) Ben Sida (arabische Stimme) El/La Archimandrita (Tenor) La Doña (Mezzosopran) La Muerte (Schauspielerin) El pájaro solitario (Tänzer)
Chor (60 Sänger)
Orchester: 3(Picc.BFl).3(Eh).3(BKlar).Sax.3(Kfag). 4.3(Trp.picc).4.1. Schl(4) Hfe Str: 14.12.10.8.6.
Bühnenmusik (aus der Ferne): 3 viole da gamba (Consort), 1 Ud (arabische Laute)
El viaje a Simorgh (Die Reise nach Simorgh) geht auf eine Sufi-Erzählung von Attar (Persien, 12. Jahrhundert) zurück. Es ist die Reise oder die Suche nach diesem Simorgh, einem Vogel-König. Die Reise endet, wenn 30 Vögel das Ziel (Simorgh) erreichen haben. Dann merken sie, dass es eine Reise und eine Suche nach innen war, da jeder seinen eigenen Simorgh in sich trägt. Gleichzeitig entwickelt die Oper die Suche des Geliebten (Amado) nach der Geliebten (Amada) und der Verbindung mit ihr eine Einheit, die sowohl körperlich wie auch mystisch gemeint ist. Die Oper thematisiert den Traum von der Ferne, die Reise und den Traum auf der Suche nach Gott, nach der Geliebten, nach dem Vogel-König Simorgh und nach der umfassenden Liebe.
Die Gedichttexte werden in Arabisch, Farsi und Altkastilianisch (Fray Luis de León, San Juan de la Cruz) gesungen. Die übliche Orchesterbesetzung ist erweitert durch die Bühnenmusik der drei Viole da gamba und der arabischen 'Ud (Laute).
(José M. Sánchez-Verdú)
Pressestimmen:
,El viaje a Simorgh entfaltet sich sehr langsam und ruhig über oftmals liegenden Bässen in einer reich aufgefächerten Klanglichkeit, welche die elektronisch erzeugte Raumwirkung ebenso einschließt wie das Stilzitat. Am handwerklichen Können und an der Imagination des Komponisten ist kein Zweifel. (Peter Hagmann, Neue Zürcher Zeitung)
Sánchez-Verdú hat die von Goytisolo evozierten Bilder glänzend umgesetzt und sich dennoch davon gelöst. (Hans-Günter Kellner, DeutschlandRadio)
Mit dieser ehrgeizigen Neuproduktion eines spanischen Komponisten schärft das Teatro Real das eigene Profil. (Eleonore Büning, FAZ)
El viaje a Simorgh ist ein Auftragswerk des Teatro Real, das damit die dort erfolgreich gepflegte Tradition der Uraufführungen fortsetzt. Musik und Textbuch schrieb einer der bedeutendsten lebenden spanischen Komponisten, der aus Algeciras stammende José M. Sánchez-Verdú, die Inszenierung übernimmt Frederic Amat, einer der profiliertesten bildenden Künstler. Das Libretto geht auf die Novelle Las virtudes del pájaro von Juan Goytisolo zurück, sowie auf Gedichte und andere Texte von San Juan de la Cruz, Ibn al Farid, Fariduddin al-Attar, El cantar de los cantares (in der Übersetzung von Fray Luis de León) und von Leonardo da Vinci.
In den Worten des Komponisten geht El viaje a Simorgh (Der Weg nach Simorgh) auf eine Sufi-Erzählung von Attar (Persien, 12. Jahrhundert) zurück. Es ist die Reise oder die Suche nach diesem Simorgh, einem Vogel-König. Die Reise endet, wenn 30 Vögel das Ziel (Simorgh) erreicht haben. Dann merken sie, dass es eine Reise und eine Suche nach innen war, da jeder seinen eigenen Simorgh in sich trägt. Gleichzeitig entwickelt die Oper die Suche des Geliebten (Amado) nach der Geliebten (Amada) und der Verbindung mit ihr eine Einheit, die sowohl körperlich wie auch mystisch gemeint ist. Die Oper thematisiert den Traum von der Ferne, die Reise und den Traum auf der Suche nach Gott, nach der Geliebten, nach dem Vogel-König Simorgh und nach der umfassenden Liebe.
Lo peor que puede hacer un compositor es quedarse encerrado
José M. Sánchez-Verdú im Gespräch:
Ihre vorige Oper, GRAMMA, wurde in Deutschland als beste ausländische Oper des Jahres ausgezeichnet. Weil sie auf große literarische Vorbilder zurückgreift?
Nein. Das ist zunächst eher eine madrilenische Eigenschaft gewesen. Die Struktur von GRAMMA ist ganz und gar experimentell. Das geht soweit, dass das ganze Publikum sich in einer Art Skriptorium befindet, in dem jeder Zuschauer an einem kleinen Lesetisch sitzt mit einer Lampe und dem Buch der Inszenierung, während sich das Orchester über den Köpfen des Publikums befindet. Das war ein wunderbarer Punkt in der Inszenierung. Ihre dramatische Struktur, die sich in verschiedenen Sprachen ausprägt, lebt aus der Spannung zwischen der modernen Schreibweise und antikisierenden Episoden. Das ist wie eine Opern-Installation, es wird immer philosophischer im Ablauf von etwas mehr als einer Stunde. Damit hat El viaje a Simorgh nichts zu tun.
In diesem Fall hat das Teatro Real alles vorgegeben. Ist es das Größte, was Sie je geschaffen haben?
Allein schon quantitativ in der Dauer, die fast zwei Stunden beträgt, und in der Orchesterbesetzung, die sogar drei Viole da gamba auf der Bühne erfordert. Die Choreografie ist völlig in die Musik integriert, und weit mehr noch, viele andere szenische Abläufe ergeben sich auch aus der Partitur. Ich glaube schon, dass es mein bislang ambitioniertestes Projekt ist, wobei ich mit einem unglaublichen Team zusammenarbeiten kann. Um gleich mit der exzellenten Rollenverteilung anzufangen: Sänger wie Dietrich Henschel, Ofelia Sala, Marcel Pérès oder José Manuel Zapata alle waren mit meiner Musik schon vertraut. Darüber hinaus kann ich mich einen für mich so bedeutenden Regisseur wie Frederic Amat stützen. Zu seinen Mitarbeitern zählt der Choreograf Cesc Gelabert, der an entscheidenden Punkten tänzerische Elemente eingearbeitet hat. Und dann natürlich Jesús López Cobos, der die musikalische Leitung übernommen hat.
Welche Bedeutung hat die menschliche Stimme in Ihrem Werk?
Sie hat absoluten Vorrang. Mir war schon vor meinen großen Orchesterwerken klar, dass die Stimme im Zentrum der Partitur stehen muss. In meiner Oper wird nicht immer gesungen, aber wenn es der Fall ist, dann sind Wort und Stimme kein bloßes Ornament, ohne dass wir uns im Belcanto oder Verismo befinden. Alles ist in einem gewissen Sinn minmalistischer, aber immer der Absicht der Textverständlichkeit. Ich lege darauf größten Wert, dass der Gesang sich daran anpassen muss, denn es handelt sich um poetische Formen oder andere Besonderheiten, die ihn mit dem jeweiligen Texttypus verbinden.
aus Lo peor que puede hacer un compositor es quedarse encerrado. Der Komponist im Gespräch mit Juan Antonio Llorente, in: Doce Notas, Heft 56 (April/Mai 2007), S. 8-11. Aus dem Spanischen von Almuth Rawe.
Bibliografie:
Sánchez-Verdú, José M.: Lo peor que puede hacer un compositor es quedarse encerrado. Der Komponist im Gespräch mit Juan Antonio Llorente, in: Doce Notas, Heft 56 (April/Mai 2007), S. 8-11.