Richard Wagner (1813–1883) Sonate B-dur op. 1
[Klav] 1831
Theodor Weinlig, Kantor und Musikdirektor an der Thomasschule zu Leipzig, hochachtungsvoll gewidmet
24 Seiten | 23 x 30,5 cm | 92 g | ISMN: 979-0-004-17501-9 | Broschur
Richard Wagner (1813-1883) gilt zu Recht als der große zukunftsweisende Musikdramatiker des 19. Jahrhunderts. Sein form- und harmoniesprengendes Werk „Tristan und lsolde“ hatte für die Musikentwicklung im 20. Jahrhundert signifikante Bedeutung.
So gut wie unbekannt ist dagegen sein Œuvre für Klavier geblieben, das sich auf wenige Jugend- und Gelegenheitswerke beschränkt. In diesen Stücken wird man schwerlich außerordentliche Charaktermerkmale wie Leitmotivik, fließende Übergänge oder gar neue Formen finden. Doch wer Wagners spätere Musikdramen kennt, wird in melodischer und harmonischer Beziehung auch bei seinen Klavierwerken durch einzelne individuelle Züge gefesselt werden.
Von besonderem heutigen Interesse dürfte Wagners Sonate für Klavier B-dur op. 1 sein, handelt es sich doch um sein erstes gedrucktes Werk, das 1831 entstand und im Jahre 1832 bei Breitkopf & Härtel im Druck erschienen ist. Über seine Entstehung ist folgendes bekannt: Wagner hatte zu dieser Zeit Unterricht in Kontrapunkt bei Theodor Weinlig, dem Kantor und Musikdirektor der Leipziger Thomasschule. Weinlig erteilte seinem Schüler Wagner nur unter der Bedingung Unterricht, daß er sich für ein halbes Jahr jeglichen Komponierens enthalte. Quasi als Gesellenstück durfte er dann während seines Studiums die Klaviersonate B-dur schreiben. Sein Lehrer Weinlig brachte das Werk dann bei Wagners erstem Musikverleger Breitkopf & Härtel unter. So ist auch die Widmung an seinen Lehrer Weinlig verständlich, denn der 18jährige Wagner hätte allein schwerlich einen Verleger gefunden.
Die hier vorliegende und seit langem vergriffene Sonate B-dur fußt auf dem bei Breitkopf erschienenen Erstdruck Platten-Nr. 10433. Beim Neudruck wurden einige offensichtliche Druckfehler (fehlende oder falsche Akzidenzien und dynamische Zeichen) verbessert. Das Werk zeigt im Aufbau die viersätzige klassische Sonatenform und steht im Stil dem Geiste Mozarts und Beethovens nahe.
Kurz vor der Entstehung der Sonate hatte Wagner einen gut klingenden und leicht spielbaren Klavierauszug von Beethovens 9. Symphonie geschrieben. So werden einige für die Klavierauszug-Technik typische Oktav-Verdoppelungen verständlich.
Wiesbaden, Herbst 1980