Helmut Lachenmann (*1935) Ein Kinderspiel
7 kleine Stücke [Klav] 1980 Dauer: 17'
Uraufführung: Toronto/Kanada, 17. Februar 1982
24 Seiten | 23 x 30,5 cm | 119 g | ISMN: 979-0-004-17591-0 | geheftet
Obwohl für meinen Sohn David geschrieben und - in Teilen - von meiner damals siebenjährigen Tochter Akiko zum ersten Mal öffentlich gespielt, ist Kinderspiel keine pädagogische Musik und nicht unbedingt für Kinder.
Kindheit und daran gebundene musikalische Erfahrungen sind tiefer Bestandteil der inneren Welt jedes Erwachsenen. Im übrigen sind diese Stücke entstanden aus den Erfahrungen, die ich in meinen letzten größeren Werken („Tanzsuite mit Deutschlandlied“ und „Salut für Caudwell“) entwickelt hatte: nämlich Erfahrungen strukturellen Denkens, projiziert auf bereits vertraute, in der Gesellschaft vorhandene Formeln und Muster wie etwa Kinderlieder, Tanzformen und einfachste grifftechnische Modelle. Wichtig erschien mir also, die in meinen Stücken angebotene Veränderung des Hörens und des ästhetischen Verhaltens hier nicht in einen Bereich des Abstrakten zu verdrängen, sondern mit der „Provokation“ dort zu beginnen, wo der Hörer (wie auch der Komponist) sich zuhause fühlt, wo er sich geborgen weiß. Was herauskommt, ist leicht zu spielen, leicht zu verstehen: ein Kinderspiel, aber ästhetisch ohne Kompromisse - „... wobei es eben mehr um die Demonstration am Kindermodell als um die Beschwörung von Kindheit geht ...“ (Theodor W. Adorno an Walter Benjamin über sein Singspiel Der Schatz des Indianer-Joe).
(Helmut Lachenmann, 1982)
CDs:
Roland Keller
CD col legno 429 356-2
Bernhard Wambach
CD cpo 999 102-2
Helmut Lachenmann
CD Montaigne Auvidis MO 782075
Marino Formenti
CD Col legno WWE 20222
Bibliografie:
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1. Hänschen klein |
2. Wolken im eisigen Mondlicht |
3. Akiko |
4. Falscher Chinese (ein wenig besoffen) |
5. Filter-Schaukel |
6. Glockenturm |
7. Schattentanz |