Rudolf Kloiber (1899–1973) Handbuch der Symphonischen Dichtung
240 Seiten | 14,8 x 21 cm | 337 g | ISBN: 978-3-7651-0018-5 | Broschur, Fadenheftung
Das vorliegende Buch befaßt sich mit der Symphonischen Dichtung, jenem Zweig der musikalischen Literatur, der dem Gebiet der sogenannten Programmusik zugehört. Es ist wie des Verfassers „Handbuch der klassischen und romantischen Symphonie“ aus den praktischen Erfahrungen seiner Dirigententätigkeit heraus entstanden und behandelt die Werke der Meister, die für die Entwicklung und Ausgestaltung der Gattung richtunggebend gewesen sind. Die Ausführungen sollen zur raschen Orientierung über Wesen und Werk dieser Stilrichtung dienen.
Dr. Rudolf Kloiber, Winter 1965/66
01. Berlioz | Symphonie Fantastique | Harold in Italien | Romeo und Julia | Trauer- und Triumph-Symphonie |
02. Liszt | Berg-Symphonie | Tasso | Les Préludes | Orpheus | Prometheus | Mazeppa | Festklänge | Héroïde funèbre | Hungaria | Hamlet | Hunnenschlacht | Die Ideale | Eine Faust-Symphonie | Eine Symphonie zu Dantes „Divina Commedia“ | Von der Wiege bis zum Grabe |
03. Smetana | Richard III. | Wallensteins Lager | Hakon Jarl | Mein Vaterland | Vyšehrad | Die Moldau | Sárka | Aus Böhmens Hain und Flur | Tábor | Blaník |
04. Borodin | Eine Steppenskizze aus Mittelasien |
05. Mussorgskij | Eine Nacht auf dem kahlen Berge | Bilder einer Ausstellung |
06. Dvořák | Der Wassermann | Die Mittagshexe | Das goldene Spinnrad | Die Waldtaube | Heroisches Lied |
07. Tschaikowsky | Das Gewitter | Fatum | Romeo und Julia | Der Sturm | Francesca da Rimini | Manfred | Hamlet | Der Wojwode |
08. Rimskij-Korsakow | Sadko | Antar | Scheherazade |
09. Strauss | Don Juan | Macbeth | Tod und Verklärung | Till Eulenspiegels lustige Streiche | „Also sprach Zarathustra“ | Don Quixote | Ein Heldenleben | Symphonia Domestica | Eine Alpensymphonie |
10. Dukas | Der Zauberlehrling |
11. Sibelius | Kullervo | En Saga | Lemminkäinen | Lemminkäinen und die Mädchen auf Saari | Der Schwan von Tuonela | Lemminkäinen in Tuonela | Lemminkäinen zieht heimwärts | Finlandia | Pohjola’s Tochter | Die Dryade | Der Barde | Die Okeaniden | Tapiola |
12. Respighi | Fontane di Roma | Pini di Roma | Feste Romane |
Das Wesen der Programmmusik
Über den Begriff „Programmusik“ herrschen vielfach verschwommene Vorstellungen. Nicht selten werden Kompositionen mit tonmalerischen Wirkungen oder mit einem durch einen Untertitel angedeuteten Ausdrucksgehalt, wie zum Beispiel Beethovens „Pastorale“, bereits dem Bereich der Programmmusik zugerechnet. Tonschöpfungen solcher Art, die programmusikähnliche Züge aufweisen, sind in der Musikliteratur aller Zeiten und aller Gestaltungsformen anzutreffen.
Die eigentliche Programmusik ist ein Abkömmling der Romantik. Ihre Stilperiode umfaßt einen Zeitraum von etwa einhundert Jahren. Sie hat mit dem Hervortreten des jungen Berlioz ihren Anfang genommen und im Zuge der veränderten Kunstanschauungen, die aus dem Gärungsprozess des sogenannten Expressionismus hervorgegangen sind, um 1930 ihren vorläufigen Abschluss gefunden.
Das Wesen der Programmusik besteht darin, daß sie den Ablauf außermusikalischer Vorgänge mit charakteristischen musikalischen Mitteln darzustellen sucht, deren Inhalt und Form bei dem Hörer entsprechende Gedankenverbindungen auslösen. Während der Aufbau einer Komposition der absoluten Musik nach rein musikalischen Gesichtspunkten erfolgt und an die Gesetze der Form gebunden ist, wobei der musikalische Ausdruck durchaus von einer poetischen Idee inspiriert sein kann, gestaltet sich bei der Programmmusik die Form des Kunstwerkes nach außermusikalischen Vorstellungen in engem Anschluss an eine dichterische Vorlage, an äußere Ereignisse oder an seelische Vorgänge. Daß die deskriptive Sprache der Programmusik die Anwendung naturalistischer Gestaltungsmittel begünstigt, ist naheliegend. So sind neben Tonmalereien ihre hauptsächlichen Bauelemente charakterisierende, durch farbige Ausstattung bildhaft wirkende Tonsymbole, deren Verarbeitung gelegentlich auch nicht vor häßlichen Verzerrungen zurückschreckt.