Adriana Hölszky (*1953) Wolke und Mond
[Vc,Akk] 1996–2006 Dauer: 11'
Uraufführung der Originalfassung: Salzburg, 6. August 1997
Uraufführung der Fassung für Vl und Akk: Braunschweig, 21. November 1998
Uraufführung der Orchesterfassung: Saarbrücken, 10. November 2006
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Das Stück nimmt Bezug auf ein Gedicht des chinesischen Zen-Meisters Mummon. Der Titel weist, wie in den Versen ausgedrückt, auf die Nicht-Zweiheit und ihre Verwirklichung hin.
Wolke und Mond, beide das gleiche.
Täler und Berge, jedes verschieden.
Sind es nun eins oder zwei?
Wunderbar! Herrlich!
Entsprechend dem Gedanken der Einheit zweiter Objekte scheinen in Hölszkys Komposition die beiden Stimmen strukturell und klanglich miteinander zu verschmelzen: Das Cello wirkt wie ein zusätzliches Register des Akkordeons. Äußerst kurze, schnelle Gesten sind minutiös ineinander verzahnt, liegende Klänge werden durch Tremoli und Triller, Vibrato und Impulsrepetitionen, Vierteltonmodifikationen und Glissandi belebt und zum Pulsieren gebracht. Beide Instrumente erzeugen so gemeinsam eine schwerelose, quecksilbrige Klangatmosphäre.
Dazu die Komponistin:
Die Mobilität und Verschmelzung (sowohl klanglich als auch strukturell) der beiden solistischen Klangebenen (Violoncello und Akkordeon) ist maximal und findet im höchsten Frequenzbereich statt. Durch die Multiplikation von Bewegungsmustern bei den symmetrisch angeordneten Violinblöcken (zwei Zwölfergruppen) und durch die Metallfarben bei den vier Schlagzeugern entsteht ein leuchtend-filigraner Klangraum, der die Solisten wie eine bewegliche Wolkenschicht umhüllt eine ineinander verschachtelte, durchsichtig schwebende Klanggalaxie mit einem pulsierend-vibrierenden Doppelkern: Violoncello und Akkordeon.
(Adriana Hölszky, Text zur Uraufführung der Orchesterfassung, 10. November 2006)
CDs:
Klangwerkstatt Weimar, Christina Meißner (Violoncello), Claudia Buder (Akkordeon)
CD Animato ACD6065
Julius Berger (Violoncello), Stefan Hussong (Akkordeon)
CD Wolke und Mond, wergo WER 6803 2
Bibliografie:
Kostakeva, Maria: Metamorphose und Eruption. Annäherung an die Klangwelten Adriana Hölszkys, Hofheim: wolke 2013 (S. 57f).
Möller, Hartmut: Komplementaritäten im Komponieren Adriana Hölszkys, in: Vernetzungen. Neue Musik im Spannungsfeld von Wissenschaft und Technik, hrsg. von Jörn Peter Hiekel (= Veröffentlichungen des Instituts für Neue Musik und Musikerziehung, Band 49), Mainz: Schott 2009, S. 68-82.
ders.: Kraftfelder aus komplementären Energien. Die Arbeitsskizzen zur Oper Der gute Gott von Manhattan im Kontext, in: Adriana Hölszky, hrsg. von Ulrich Tadday (Musik-Konzepte, Neue Folge Heft 160/161), München: edition text+kritik 2013, S. 128-150.