Hans-Peter Jahn (*1948) GOT LOST / IN EINEM AUFZUG
Ein Lustspiel zu Helmut Lachenmanns „GOT LOST“ für hohen Sopran und Klavier [S,Klav] 2023 Dauer: 90' Text: Friedrich Nietzsche und Fernando Pessoa
Uraufführung: Mannheim, Nationaltheater, 24. Februar 2023
Auftragswerk des Nationaltheaters Mannheim
Ort und Zeit: Große Villa im Wissenschaftskolleg Berlin an einem Tag von morgens früh bis abends spät in die Nacht
Personen: Sopranistin – Pianistin – Professorin aus Portugal, Stipendiatin im Wissenschaftskolleg Berlin, ca. 50 Jahre alt (Sprecher) – Putzfrau (Sprecher)
Jede Komposition von Helmut Lachenmann hat mein Innenleben, meinen Weg zu einem höheren Begriff von Musik bereichert. Sie hat mir das zuvor nicht Vorstellbare vorstellbar gemacht. Sie hat aus meinen Ohren riesige Trichter gemacht, das Unfassbare malstromartig in mich hineingezogen und gleichzeitig mich herausgeschleudert ins Neue, Unbekannte.
Die Musik von GOT LOST ist außerordentlich komplex, selbstredend und vielschichtig, so dass jede Theatralisierung von vornherein zum Scheitern verurteilt ist. Also habe ich das Werk Lachenmanns unberührt gelassen und ein Theaterstück hinzugeschrieben, in welchem durch eine weitere Person das Gesungene in der Komposition gedeutet wird und die inhaltlichen Textsituationen in einem kleinen handlungsbezogenen Lustspiel „ausgespielt“ werden, wobei ein AUFZUG eine zentrale Rolle erfüllt. Das Musikwerk wird also nicht angetastet. Berührt und ernst genommen werden die verarbeiteten Texte der Komposition; sie werden theatralisch gedeutet und missdeutet.
Der Titel vereinigt beide Teile, GOT LOST als doppeldeutige (God lost?) Wortkombination aus dem vertonten Text der Vermisstenanzeige, wo es heißt: "Today my laundry basket got lost .." (Heute ist mein Wäschekorb verloren gegangen...) und IN EINEM AUFZUG, was gleichfalls doppeldeutig ist: als Theater spezifische Definition (zehn Szenen in einem Aufzug) und als der Ort, in welchem mehrfach die Handlung geschieht.
Das Stück ist eine Hommage an Helmut Lachenmann. Es ist ein Theater über die Entfremdung zwischen Musik und Theater. Es ist ein Theaterstück über die Ferne der Welt zur Kunst der Gegenwart. Um diese Ferne auszuhalten, hat der "Allesvergebende" dem Menschen das Lust-Spiel geschenkt.
(Hans-Peter Jahn)