José M. Sánchez-Verdú (*1968) Fantasmata
(après Aby Warburg) [Orch] 2019/20 Dauer: 12'
2(Picc).2.1.B-Klar.2(Kfg) – 2.2.0.0 – Schl(2) – Klav – Str
Uraufführung: Hamburg, 6. Juni 2021
Auftragswerk von TONALi für das Projekt BeEnigma
Schon lange spielen die Figur und die Arbeit von Aby Warburg (1866–1929) eine wesentliche Rolle in meiner Arbeit, so z. B. in meinem Musiktheaterstück ATLAS – Inseln der Utopie (2010–13) oder auch 2017 in meiner Dissertation.
Fantasmata (après Aby Warburg) ist ein Auftragswerk von TONALi für das Projekt BeEnigma in 2020/21. Das Werk arbeitet mit der Idee der Pathosformel, mit Gesten, Bewegungen und Bildern, die eine Art Choreographie darstellen. Phantasie und Imagination sind immer in Verbindung mit Bildern zu definieren. Ein Phantasma ist eine Art Erscheinung, ein Bild in einer sensitiven Perspektive. Die Bewegungen, die Träume und die Erinnerungen agieren immer mit Bildern. Insofern erscheint die Seele – laut Aristoteles in De Anima – niemals ohne die Begleitung eines Bildes.
In der frühen Renaissance waren solche Elemente schon in der Malerei oder Skulptur anwesend. Warburg hat dies intensiv studiert. Die Figuren, die Haare, der Aufputz, die Kleidung – alles wurde wie vom Wind in Bewegung gebracht und dargestellt, wie in einem Tanz, wie in einer Choreographie der Bilder: Eine erste Phase eines Tanzes. Wie zum Beispiel der Aufputz der Figuren in La primavera (Der Frühling) von Filippo Brunelleschi. Warburg sprach von „Stilisierung der Energie“.
Musikalisch agieren alle Aspekte des musikalischen Materials in Fantasmata wie in einer kontinuierlichen Bewegung von rhythmischen Figuren und Klangstrukturen. Verschiedene Bilder mischen sich … Das Werk besteht aus Erscheinungen von Energie und aus Bildern wie in einem Tanz. Eine stilisierte musikalische Energie wirkt als Impuls für diesen subtilen Tanz …
(José M. Sánchez-Verdú)