Adriana Hölszky (*1953) Apeiron
[Vl,StrOrch] 2018 Dauer: 26'
Solo: Vl – Str: 5.4.4.3.1
Uraufführung: Stuttgart (Sommer in Stuttgart), 22. Juli 2018
Das Apeiron, „das Unbegrenzte“, das alles umfasst, findet sich als ein zentraler Gedanke bei dem Vorsokratiker Anaximandor von Milet (geb. 611/610 v. Chr.) wieder. „Anaximandor soll behauptet haben, dass das Apeiron die umfassende Ursache für Werden und Vergehen des Alls in sich trage, aus dem ihm zufolge die Himmel und die unzähligen Welten in ihre Gesamtheit abgesondert werden. Seiner Ansicht nach basiert dieses Vergehen und, viel früher, das Werden auf einer unbegrenzten Ewigkeit, da sich alle diese [Ereignisse] in einem Kreislauf befinden.“ (aus: Die Vorsokratiker, Köln: Anaconda Verlag 2007, S. 26f)
Das Violinkonzert „Apeiron“ entstand im Auftrag des Stuttgarter Kammerorchesters und ist dem Solisten Martin Mumelter gewidmet. Der strukturierte Streicherklang ist unbegrenzt in seiner Fülle und Erscheinungsform. Er bewegt sich wie ein Fluidum, scheint unendlich in seiner Modellierbarkeit, in seiner Leuchtkraft und Mobilität.
Die solistische Behandlung des Streichorchesters ermöglicht flexible, unerwartete Kombinations- und Gruppierungsmöglichkeiten. Die relative Selbständigkeit der Relation Violine-Solo und Orchester findet sich sowohl im Mikrobereich als auch auf der Makroebene. Subkutane Verknüpfungen und Spiegelungen, Gleichzeitigkeit der Gegensätze, permanenter Perspektivwechsel tragen zum holographischen Charakter des Klanges bei, zur Klangerneuerung. Es resultiert ein pulsierendes Universum von diskontinuierlichen Zeitfeldern im ständigen Werden und Vergehen.
(Adriana Hölszky, 2018)