José M. Sánchez-Verdú (*1968) Terrains vagues
[5St,BlQuin] 2017/18 Dauer: 16'
SATBarB - Ob.Klar.B-Klar.A-Sax.Fag
Uraufführung: Stuttgart (Festival Eclat), 3. Februar 2018
Text aus der Motette "Cueurs desolez" von Pierre de la Rue
Das Territorium dieses Werkes sind Begriffe wie Morphing, Erosion, Straten, Überlappung, Archäologie, Ruinen, Kartographie, Stadt, Lektüren, Netze, Zeit, Materialien und Palimpsest. Die vier Ebenen bzw. Lektüren (Sätze) des Werkes sind wie Kartographien einer Stadt in verschiedenen Stadien. Die Verbindung von Urbanismus und Musik wird in einem geographischen, philosophischen und musikalischen Sinn thematisiert.
Terrains vagues ist ein Begriff des Architekten und Philosophen Ignasi Solà-Morales (1942–2001). Er bezieht diesen Begriff auf Abschnitte bzw. Fragmente des Territoriums, die ihre Funktion und ihren ökonomischen Wert verloren haben. Diese „Inseln“ nehmen eine extraterritoriale Position außerhalb der Zeit und des Raumes ein. Dennoch bewahren sie die Erinnerung an vergangene Momente, sie sind so etwas wie „Zeit-Kristalle“ ... vergessene „terrains“, Räume, die als „Zeit-Kapseln“ übrig geblieben sind …
In einem musikalischen Sinn (als Metapher) entspricht dieses Territorium der Chanson „Cueurs desolez“ von Pierre de la Rue aus dem 15. Jahrhundert. Fragmente, Strati, Polylektüren und verschiedene Perspektiven dieser Chanson sind in diesem Sinn als Zeit-Kristalle und Raum-Fragmente (Ruinen) noch in Terrains vagues vorhanden.
Das Stück ist dem Calefax Reed Quintet und den Neuen Vocalsolisten gewidmet.
(José M. Sánchez-Verdú, 2018)