Johannes Brahms (1833–1897) Klavierkonzert Nr. 1 d-moll op. 15
Urtext nach der Brahms-Gesamtausgabe der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien [Klav,Orch] Dauer: 43'
Solo: Klav – 2.2.2.2 – 4.2.0.0 – Pk – Str
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Das erste Klavierkonzert von Brahms ist aus einem langwierigen, komplizierten und äußerst mühevollen Entstehungsprozess hervorgegangen und basiert auf einer im Frühjahr 1854 konzipierten Sonate für zwei Klaviere in d-moll. Anstoß für die Entwicklung des Themas ist jedoch ein erschütterndes Ereignis gewesen: Laut Joseph Joachim entstand das „erste Motiv […] infolge der Nachricht von Schumans Selbstmordversuch“. Nur wenige Monate bevor Schumann sich in den Rhein stürzte, war Brahms‘ Name der musikalischen Öffentlichkeit durch Schumanns Aufsatz „Neue Bahnen“ bekannt geworden. In ihm wird Brahms euphorisch als der Musiker gepriesen, „der den höchsten Ausdruck der Zeit in idealer Weise auszusprechen berufen sei.“ Die ungewöhnlich rasche Konzipierung der Sonate und ihr düster-monumentaler Grundcharakter lassen sich deuten als intensive kompositorische Verarbeitung des für Brahms gewiss traumatischen Erlebnisses von Schumanns Suizidversuch. Andererseits mag das jahrelange Ringen um die endgültige Gestalt des Werkes damit zusammenhängen, dass Brahms durch Schumanns prophetischen, spektakulären Aufsatz und die dadurch geweckten Erwartungen an ihn, erhöhtem Druck ausgesetzt war.
Zusammen mit Clara Schumann musizierte Brahms die drei Sätze der Sonate, doch er war selbstkritisch. Die ihm vorschwebende, von Clara Schumann empfundene musikalische Monumentalität ließ sich mit der Ausweitung des Klavierklangs auf zwei Instrumente nicht verwirklichen. Er fasste bald den Plan, seine Sonate zu einer Symphonie (seinem ersten Orchesterprojekt) umzuarbeiten. Doch auch diese Idee entsprach nicht vollends seinen Vorstellungen. Erst im Frühjahr 1855 kam er auf die Lösung, ein Klavierkonzert aus dem Material zu entwickeln. Mit Brahms als Solist wurde das Konzert schließlich 1859 uraufgeführt. Zunächst erntete er damit nur wenig Erfolg. Über eine der ersten Aufführungen schrieb Brahms an Joachim, dass das Konzert „glänzend und entschieden – durchfiel.“ Brahms war davon kaum überrascht, war ihm doch zweifellos die Neuheit des Werkes bewusst, die den Erwartungshorizont des zeitgenössischen Publikums überstieg. Die komplexe Struktur, die sinfonischen Dimensionen, der Verzicht auf effektvolle, elegante Brillanz des Soloparts, der durchweg eine spezifisch Brahmssche orchestrale Fülle besitzt – all das musste zunächst verwundern, bis gerade solche Qualitäten das d-moll-Konzert zu einem der berühmtesten Meisterwerke seiner Gattung werden ließen.
1. Maestoso |
2. Adagio |
3. Rondo: Allegro non troppo |