Pjotr Iljitsch Tschaikowsky (1840–1893) Symphonie Nr. 5 e-moll op. 64
Urtext herausgegeben von Christoph Flamm [Orch] Dauer: 50'
3(Picc)2.2.2 – 4.2.3.1 – Pk.(Bck ad lib.) – Str
Tschaikowskys „Hamburger Symphonie“ im Urtext
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Wie die etwa zeitgleich komponierte Hamlet-Ouvertüre, stellt die 1888 entstandene 5. Symphonie die menschliche Existenzfrage in den Mittelpunkt: Sein oder Nichtsein – Sieg über das Schicksal oder Sieg des Schicksals? Die der Symphonie zugrundeliegende „per aspera ad astra“-Dramaturgie gipfelt in triumphaler Gewissheit. War Tschaikowsky zunächst euphorisch, befielen ihn nach der von ihm selbst geleiteten Uraufführung in St. Petersburg massive Selbstzweifel. Sie veranlassten ihn zu interpretatorischen Veränderungen, die er nachweislich für die Hamburger Aufführung 1889 vornahm, darunter eine Kürzung im Finale. Erst mit der überaus positiven Reaktion auf diese Aufführung zerstreuten sich seine Zweifel. Dennoch hat Tschaikowsky seine 5. Symphonie nie wieder selbst geleitet. Sie etablierte sich erst postum, besonders durch den Einsatz von Arthur Nikisch, im Repertoire.
Die textkritische Neuausgabe berücksichtigt neben Autograph und Erstdruck auch die Orchesterstimmen des Erstdrucks sowie den nach dem Autograph angefertigten Klavierauszug von Sergej Tanejew. Neben der durchgehenden Präzisierung von Dynamik und Artikulation brachte der Quellenvergleich auch die Korrektur mancher Irrtümer und die Lösung von Problemstellen wie etwa des Posauneneinsatzes in T. 372 des Finales. Darüber hinaus nimmt sie erstmals die in der Aufführungs- und Rezeptionsgeschichte häufig erfolgreich verdrängten Zweifel des Komponisten an seinem Werk und dessen Ambiguitäten in den Blick. Leider ist Tschaikowskys Dirigierexemplar verschollen, seine für die Hamburger Aufführung gemachten Veränderungen sind daher nicht genau bekannt. Überliefert sind sie nur indirekt durch Anmerkungen, die Willem Mengelberg hinterlassen hat, für die er sich auf Tschaikowskys Dirigierpartitur und mündliche Hinweise von dessen Bruder Modest berief. Wer sich also ernsthaft mit den Gewissheiten des Werks auseinandersetzen möchte, wird dies künftig nicht tun können, ohne sich ebenso gründlich mit dessen begründeten Ungewissheiten auseinanderzusetzen.
„Ebenso fundamental wie spannend. Verlagshaus und Herausgeber lassen mit der Ausgabe keine Urtextwünsche offen.“
(Steffen A. Schmidt, Das Orchester)