Nicolaus A. Huber (*1939) with ego amplitudes
[Vl,Klav] 2016 Dauer: 12'
UA: Toronto, 17. November 2016
Geschrieben für das Duo Wapiti (Geneviève Liboiron, Daniel Anez)
12 Seiten | 25 x 32 cm | 89 g | ISMN: 979-0-004-18550-6 | geheftet
Hatte Nono noch die Welt als fragmentarisch zu analysierende gesehen, greift der sogenannte Konsumenten-Kapitalismus immer häufiger in Ichstrukturen ein, indem er diese fragmentiert: zu Unzulänglichkeitsvermutung, „war Verzehr eine Form von Infiltration?“, zu: „im Fernsehen kann man Models sehen, die an Gesichtscreme schlecken, weil sie so reichhaltig ist“ usw., wie Meredith Haaf anlässlich einer Buchkritik in der SZ vom 23.5.2016 schreibt (Alexandra Kleeman: A wie B und C), und zu ähnlichen Vollkommenheitssinnlosigkeiten.
Musik kennt keine halben Sachen. Selbst wenn sich Ereignisse oder Töne aufplustern, können sie Eleganz und Sinn behalten. Andere „ego amplitudes“ sind geigerischer Natur oder Lieblingserinnerungen – Paganinis „Capricci“, Stockhausens „Studie I“, Steve Reich, der Ton c und Ähnliches.
Die verrücktesten Ichs sind allerdings Quanten, denn sie sind zu keiner Zeit mit sich identisch, können sich aber doch verschränken, nichtlokal sein usw. Obwohl es sich bei diesem Duo um eine relativ offene Klanglichkeit handelt, glaube ich, dass es mir gelungen ist, Wahrscheinlichkeitswellen der harmonischen Aufenthalte wahrnehmbar zu machen. Das heißt, hören ohne zu analysieren und ohne dauernd zu messen. Ohne Botenteilchen bedeutet ohne harmonische Schritte, aber mit der Fähigkeit zu Wechselwirkungen.
(Nicolaus A. Huber, Mai 2016)
„Jeder Takt erlangt Ereignischarakter. Konsequentes Eröffnen neuer Perspektiven.“
(Michael Zwenzner, nmz 9/17)