Isabel Mundry (*1963) In between
3 Schubert-Lieder (Bearbeitungen) [Orch] 2016 Dauer: 16'
2(Picc).2.2(B-Klar).2. - 2.2.2.0. - Schl(3) - Hfe - Klav - Str
Die Musik von Franz Schubert ist mir gleichzeitig nah und fern. Fern ist sie mir unumgänglich wegen der musikalische Sprache ihrer Zeit. Als Komponistin heute könnte ich mich ebenso wenig in ihr artikulieren, wie wir noch die Kleider jener Epoche tragen würden. Schuberts Musik formte sich noch in der Gewissheit, dass jeglicher Ausdruck sich im Rahmen der Tonalität bewegt. Demgegenüber lässt sich für das heutige Komponieren nur noch die eine Gewissheit behaupten, dass es keine Gewissheiten mehr gibt. Jede neue Idee muss sich selbst einen Weg in eine Sprache bahnen, die einhergehend mit ihr erst zu finden ist. Die Frage nach ihr bindet sich also an die Werkidee selbst. Jeder Klang ist Rätsel und Ausdruck zugleich. Und hier wiederum verspüre ich eine Nähe zu der Musik von Franz Schubert. Zwar bewegt sie sich auf dem Boden der Tonalität, und doch stellt sie von Klang zu Klang die Frage danach, was in ihr überhaupt zu sagen wäre. Dadurch wird jene nach der Sprache selbst wieder offen gehalten. Schubert entzieht sie ihrer Selbstverständlichkeit. Oft hält sich seine Musik in Aussparungen oder Ambivalenzen auf. So verweilt sie zum Beispiel im letzten Lied der Winterreise so beharrlich auf den Grundakkorden einer Tonart, als hätte es noch nie eine Modulation gegeben, während sie an anderer Stelle des gleichen Zyklus ebenso so beharrlich moduliert, als würde sich nie wieder eine kadenzielle Stabilität einstellen. Schuberts Musik artikuliert sich als stete Suchbewegung, und aus diesem Grund erscheint sie mir gegenwärtig. Sie zeigt, wie sie sich formt. Dadurch spricht sie unmittelbar zu mir.
(Isabel Mundry, 2016)
1. An die Musik D 547 |
2. Die Götter Griechenlands D 677 |
3. An den Mond D 296 |