Sigrid Naumann Spielräume – Spielregeln
Leichte Klavierstücke aus 4 Jahrhunderten mit Anregungen zum Improvisieren [Klav]
Entdecken – Erforschen – Erspielen – Hin zum Stück und wieder weg
„Spielräume – Spielregeln“ lädt doppelt zum freien Spiel am Klavier ein.
84 Seiten | 23 x 30,5 cm | 338 g | ISMN: 979-0-004-18436-3 | Broschur, Fadenheftung
Zunächst die Einladung hin zum Stück: Sigrid Naumann bietet „improvisatorische Vorübungen“, die auf die verschiedenen Stücke hinführen und beim Einstudieren hilfreich sind. Die stilistische Palette ist dabei außerordentlich vielfältig. Die Stücke umfassen alle Epochen vom Barock bis zur klassischen Moderne (Bartók, Kabalewski, Kurtág, B. Heller), dazu kommen noch Traditionals und Beiträge aus der heutigen Klavierpädagogik. Danach entfernen wir uns wieder, denn im zweiten Schritt eröffnen die thematisch gruppierten Stücke eine Vielzahl von Möglichkeiten zur freien Gestaltung. Die neuen „Spielräume – Spielregeln“ sind natürlich praxiserprobt und sorgfältig kommentiert.
„Mit Sigrid Naumanns didaktischer Konzeption liegt eine gelungene Verbindung von Literaturspiel, musiktheoretischer Einführung und Anregung zur Improvisation vor: sehr empfehlenswerte Unterrichtsliteratur.“ (Ronald Fischer, Üben & Musizieren)
Es gibt viele Gründe dafür, der Improvisation im Klavierunterricht ihren festen Platz einzuräumen. Das freie Musizieren öffnet die Ohren. Wie von selbst entsteht dabei eine offene, experimentierfreudige Atmosphäre. Bei einer sinnvoll gestellten Improvisationsaufgabe eröffnen sich für den Lernenden Spielräume, die zu immer neuer Gestaltung einladen. Ohne Angst vor Fehlern können die Spieler vielfältige musikalische Erfahrungen sammeln und sich dabei als Urheber ihrer eigenen Musik erleben. Dazu kommt noch etwas anderes: Das Klavier mit der übersichtlichen Anordnung seiner 88 Tasten ist von allen Instrumenten am besten geeignet, musiktheoretische Inhalte praxisnah zu vermitteln. Alles liegt in völliger Offenheit vor uns. Wir müssen nur zugreifen, hinhören, mit Phantasie und Verstand die Möglichkeiten des Instruments erkunden – und sind zugleich mittendrin in einer praktischen Musiklehre.
Nimmt man dazu, dass das Klavier unter allen Instrumenten über die beste und vielseitigste Anfängerliteratur verfügt, so liegt es nahe, die Lernbereiche Literaturspiel, Improvisation und Musiklehre eng miteinander zu verzahnen. Zwei Wege sind dabei möglich: man kann durch improvisatorische Vorübungen zum Stück hinführen oder vom Stück ausgehend Anregungen zur Improvisation geben. Im vorliegenden Heft wird beides miteinander kombiniert. Die den Stücken vorangestellten improvisatorischen Übungen ermöglichen erste Erfahrungen mit der jeweils zugrundeliegenden Spielregel. Nach dieser Vorbereitung fällt es meistens leicht, das Stück zu lernen. Dies wiederum ist die Grundlage für weiterführende, differenziertere Anregungen zur freien Gestaltung. Die zu einem Stück gegebenen Spielanregungen bauen aufeinander auf, sind aber so angelegt, dass jede für sich zu einem gut klingenden Ergebnis führt. Man kann daher eine Lernsequenz auch unterbrechen und bei Interesse später wieder daran anknüpfen.
Die Stücke stammen aus allen musikgeschichtlichen Epochen von der Barockzeit bis zur Gegenwart. Entsprechend vielfältig sind die daraus abgeleiteten improvisatorischen Modelle.
Die leichtesten Beispiele finden sich in den Kapiteln 1 (Glockenmusik), 2 (Dudelsack), 4 (Schwarze Tasten) und 5 (Parallelbewegung). Die Kapitel 3 (Vom Dudelsack zur freien Begleitung) und 6 (Parallelbewegung mit Mittelstimme) setzen die Thematik des jeweils vorhergehenden Kapitels auf etwas höherer Stufe fort.
Die Kapitel 7 (Zweistimmiger Satz) und 10 (Moderne Tonsprachen) bringen weitere, vom übrigen Inhalt unabhängige musikalische Modelle und können je nach Interesse zu einem beliebigen Zeitpunkt studiert werden.
Dagegen empfiehlt es sich, die Kapitel 8 (Akkorde) und 9 (Kadenzharmonik) im Zusammenhang durchzuarbeiten. In ihnen wird das Spiel mit Dreiklängen und Vierklängen von zwei Seiten her erschlossen. Die Stücke und Spielvorschläge im Kapitel 8 ermöglichen einen intuitiven Umgang mit den Klängen. Der Spieler übernimmt zunächst die vorgegebenen Umkehrungen und Lagen der Akkorde und findet rhythmische und melodische Varianten. So baut sich eine Hör- und Spielerfahrung auf, bevor es im Kapitel 9 um den bewussten Umgang mit Akkordumkehrungen und um das Verstehen harmonischer Zusammenhänge geht.
Das Heft ist aus der Praxis heraus entstanden. Alle Vorschläge wurden vielfach im Unterricht erprobt. Ich danke meinen Schülerinnen und Schülern für ihre Offenheit und das Interesse, mit dem sie sich auf die Ideen eingelassen haben. Mein besonderer Dank gilt dem Verlagslektor, Herrn Friedhelm Pramschüfer, für seine akribische Durchsicht des Manuskripts und die anregende Zusammenarbeit.
Fulda, im Frühjahr 2015