Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791) Hornkonzert [Nr. 3] Es-dur KV 447
Urtext herausgegeben von Henrik Wiese [Hn,Orch] Dauer: 16'
Solo: Hn – 0.0.2.2 – 0.0.0.0 – Str
In Kooperation mit G. Henle Verlag
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Der Mozart-Experte Henrik Wiese ediert die zentrale Werkgattung der Wiener Klassik auf dem aktuellen Stand der internationalen Mozart-Forschung.
Im Fall des Konzerts Es-dur KV 447 bietet das saubere Autograph eine sichere Basis für die vorliegende Urtextausgabe, die kleinere Feinheiten und Abweichungen Mozarts an Parallel- und Wiederholungsstellen bewusst nicht einebnet.
In der Ausgabe für Horn und Klavier enthalten die beiden Solostimmen zweifache Kadenzvorschläge für den ersten Satz sowie Eingänge, ebenfalls alternativ, für Takt 22 und 196 im dritten Satz. Der bekannte Mozart-Spezialist Robert D. Levin legt dafür vielfach verknüpfbare Motiv- und Melodieteile vor, aus denen sich jeder Hornist seine eigene Kadenz zusammenstellen kann.
1. Allegro |
2. ROMANCE - Larghetto |
3. Allegro |
Das Hornkonzert in Es-dur KV 447 entstand nach Untersuchungen von Alan Tyson (Papier) und Wolfgang Plath (Handschrift) vermutlich im Don Giovanni-Jahr 1787 und nicht, wie lange angenommen, um 1783. Es bleibt auch in der neuen Chronologie das dritte vollendete Hornkonzert, das Mozart schrieb. Warum Mozart vergaß, dieses Konzert in sein eigenhändiges Werkverzeichnüß einzutragen, ist ungeklärt. Wenn er es nicht schlicht und einfach vergessen hatte aufzulisten, mag es vielleicht daran liegen, dass er es als Freundschaftsdienst für den Hornisten Joseph Leutgeb (1732–1811) schrieb und dem Werk vielleicht keine große Bedeutung beimaß. Mozart trieb mit dem befreundeten Leutgeb gern seine Späße. Vergleichsweise moderat finden sich Andeutungen davon im letzten Satz dieses Konzerts, wo er ihn zweimal namentlich in der Partitur erwähnt: Hier steht „Leitgeb“ statt „Solo“. Auch die Tuttistellen des Solohorns im ersten Satz könnte man dazurechnen. Sie sind musikalisch gesehen eher überflüssig und wohl zum Einblasen gedacht. Die vier Hornkonzerte dokumentieren das altersbedingte technische Nachlassen Leutgebs auf seinem Instrument. Während die ersten beiden Konzerte (KV 417 und KV 495) noch einen Tonumfang bis zum notierten c3 nutzen, beschränkt Mozart den Tonvorrat im dritten Konzert auf gut zwei Oktaven von g bis a2. In seinem letzten Hornkonzert (KV 412) ist der Tonumfang sogar auf die None g1 bis a2 reduziert. Der heutige Interpret tut gut daran, in seinen Kadenzen den von Mozart vorgegebenen Tonumfang nicht zu überschreiten. Vorbildlich sind hier die Kadenzvorschläge von Robert D. Levin, die in der zur vorliegenden Partitur gehörenden Ausgabe für Horn und Klavier (HN 703 bzw. EB 10703) abgedruckt sind.
Interessanterweise ist die Romance auch in einer anderen Fassung für Horn und Streicher unter dem Namen Michael Haydns überliefert und 1802 im Druck erschienen.1 Während die Begleitstimmen mit dem Original nichts gemeinsam haben, zitiert die Hornstimme das Romancenthema, entfernt sich aber allmählich von Mozarts Fassung. Karsten Nottelmann hat jüngst die Vermutung geäußert, dass Leutgeb eigene Werke von anderen Komponisten instrumentieren, ergänzen und korrigieren ließ. Auf diese Weise ließen sich nicht nur die beiden Fassungen der Romance, sondern auch die zwei Fassungen des Rondos KV 412 und 514 – als Mozart’sches Fragment und als Komposition Franz Xaver Süßmayrs – erklären.2
Die Quellenlage dieses Konzerts ist als optimal zu beurteilen. Das im Allgemeinen gut leserliche Autograph, bestehend aus 11 Blättern mit 22 beschriebenen Seiten im Querformat, ist vollständig erhalten und liegt in der British Library in London (Signatur Zweig MS. 55). Mozarts Foliierung beginnt ab der Romance neu, was die Vermutung nahe legt, er habe zunächst den Mittel- und den Schlusssatz und erst später den ersten Satz komponiert. Bemerkenswert ist dabei, dass Mozart im ersten Satz ursprünglich zwei Hörner in Es statt der Fagotte vorsah.
Die vorliegende Partitur basiert ebenso wie die erwähnte Ausgabe für Horn und Klavier auf dem Autograph als alleiniger Quelle. Auf die oft nicht eindeutig mögliche Unterscheidung der dort in einem Kontinuum zwischen (Staccato-)Punkten und –Strichen notierten Zeichen wurde verzichtet, stattdessen werden einheitlich Striche gesetzt.3 Da Mozart Hornstimmen ungeachtet der Verwendung des Horns als Solo- oder Tutti-Instrument in der Regel fast unbezeichnet lässt, beschränkt sich die Ausgabe auf wenige, behutsame Ergänzungen des Herausgebers in der Hornstimme an Parallelstellen in gleicher Tonart. Editorische Ergänzungen sind durch Klammerung, bei Bögen durch Strichelung gekennzeichnet.
Der British Library London sei an dieser Stelle für die Bereitstellung der Quelle im Original und als Mikrofilm ganz herzlich gedankt. Mein Dank gilt aber auch Ernst-Günter Heinemann, Christian Rudolf Riedel und Ab Koster, die mir bei der Herausgabe zur Seite standen.
München, Herbst 2013
1) MH 806, siehe Charles H. Sherman / T. Donley Thomas, Johann Michael Haydn (1737–1806), a chronological thematic catalogue of his works, Stuyvesant NY 1993.
2) Karsten Nottelmann, Die Solo gab Leitgeb dazu. Neues zu Mozarts Hornkonzerten, in: Acta Mozartiana. Bd. 59 (2012), Nr. 2, S. 123–136.
3) Vgl. dazu: Clive Brown, Dots and Strokes in Late 18th- and 19th-Century Music, in: Early Music. Bd. 21 (1993), Nr. 4, S. 593–610 und Robert Riggs, Mozart’s Notation of Staccato Articulation: A New Appraisal, in: The Journal of Musicology. Bd. 15 (1997), Nr. 2, S. 230–277. In der 2000 im Henle Verlag München erschienenen 1. Auflage der Ausgabe für Horn und Klavier von HN 703 wurde noch zwischen (Staccato-)Punkten und -Strichen unterschieden.