Martin Smolka (*1959) In uno monili torquis tui
aus dem „Hohen Lied“ [S,Mez,A,T,Bar, StrQuar] 2010 Dauer: 12'
UA: Heidelberg, 25. September 2011
Mit Freude folgte ich der Einladung zum Gesualdo-Projekt und hatte verschiedene ehrgeizige Pläne, wie ich mich auf Gesualdo beziehen wollte. Am meisten faszinierte mich als Idee die kurze Erzählung Clone von Julio Cortázar, eine Geschichte von Eifersucht unter Mitgliedern eines Vokalensembles, die Gesualdo singen. Eine Erzählung, die formal nach Bachs Musikalischem Opfer gebildet ist. Ich hoffte, deren ausgefeilte Ordnung in Musik zurückverwandeln zu können. Eine andere Idee entwickelte die berühmten harmonischen Exzesse Gesualdos ich komponierte verschiedene Loops, in denen die schroffste Akkordfolge Gesualdos zu einer schwindelerregenden Bewegung beschleunigt wurde. Als Drittes verbrachte ich viel Zeit mit Worten aus Dolcissima mia vita, die ich versuchte, mit anderen Texten zu kombinieren.
Letztlich entschied ich mich dafür, einen guten Nachbarn zum Gesualdo-Madrigal zu schreiben kontrastierend, abwandelnd. Gegenüber der reichen harmonischen Entwicklung und den Überraschungen Gesualdos steht statische Harmonik. Als Kontrast zu Petrarcas Konzeption der schmerzlichen und sorgenvollen Liebe geht es hier um Ausschnitte aus dem Lied der Liebe mit seinem Frieden, seiner Zärtlichkeit und der überraschenden Unklarheit, welcher der beiden Partner, er oder sie, wann spricht. Gesualdos Lebensgeschichte wurde ignoriert.
Die musikalische Struktur des ersten Satzes imitiert eine Entwicklung von Klang- und Lichteffekten während eines Frühlingssturmes es beginnt mit wilden Massen von Blitz und Donner, die nach einer Weile stufenweise abnehmen, dann dominiert das Murmeln des Regens und nur von Zeit zu Zeit werden die Wolken beleuchtet durch sich entfernende Blitze. Am Ende bleiben nur leise Regentropfen, die schließlich verschwinden. Der zweite der beiden Sätze repräsentiert den Frieden und die Klarheit nach einem Sturm.
(Martin Smolka)