Hans Zender (1936–2019) Angst, Wut und Schrecken
3 Rotationen aus der Oper „Chief Joseph“ [VocEns,kl.Orch.] 2003 Dauer: 24'
SSATT(T)(Bar)BB – Solo: Ajeng – Picc.Ob.Klar.3Sax – 3Trp.2Pos.Tuba – Pk.Schl(3) – E-Git – Klav.Akk – 2Vl.2Va.Vc.Kb – CD (Live-Elektronik)
Uraufführung: Köln, 16. Februar 2020
Über das Stück verstreut und völlig unabhängig von der (aus der von Chief Joseph vor dem amerikanischen Kongress 1876 gehaltenen Rede exzerpierten) dramatischen Handlung erscheinen jeweils im Zentrum der drei Akte drei sogenannte Rotationen:
Textcollagen höchst widersprüchlicher poetischer Stimmen aus verschiedenen europäischen Jahrhunderten zu den großen „Themen“ des Stückes. So kreisen die Texte der 1. Rotation (Pessoa, Brecht) um die Fragen von Technik und Umweltzerstörung, die der 2. (Machault, Pound, Goethe) um die Probleme der Geldwirtschaft wobei hier auch die einzige musikalische Collage des Stückes auftaucht. Es wird nämlich die berühmte Motette Machaults zitiert, welche vom Kampf gegen die „superbia“, als der Quelle allen Übels, handelt. Das Bild des Drachenkampfes steht so im Zentrum des ganzen Stückes, während die 3. Rotation die schlimmsten aller Übel, Krieg und Völkermord, darstellt: der Kampf Chief Josephs gegen die weißen Soldaten vermischt sich mit Kommentaren und Berichten über die Bombardierung Tokyos und den Abwurf der ersten Atombombe über Hiroshima; das Grauen des jüdischen Holocaust wird durch die Rezitation des 22. Psalms in hebräischer Sprache beschworen.
(Hans Zender, 2004)