Martin Smolka (*1959) Der Puppenkavalier
Musik zum Stummfilm „Die Puppe“ von Ernst Lubitsch [Ens] 2010/2017 Dauer: 64'
Fl(Picc).Klar(B-Klar).Fg – Trp – Schl(2) – E-Git.Akk – Vl.Kb
Uraufführung: Nürnberg, 10. April 2010
„Die Puppe“ (1919) von Ernst Lubitsch ist zuallererst gute und geschickte Unterhaltung, an dessen Rand auch experimentelle Elemente erscheinen (so die Vervielfältigung des Bildes). Ich suchte daher in der Musik nach Hilfsmitteln, die den Film ganz direkt unterstützen – es galt, seine gute Stimmung und seine zahlreichen ironischen Details zu betonen und letztlich auch die Lesbarkeit des Stummfilms zu erleichtern. Die zehn Instrumente verwenden das Handwerkszeug der neuen Musik wie Mikrotöne oder Klangfarbeneffekte, ebenso Loops, tonale Elemente und Halb-Zitate. So ist zum Beispiel die Musik zum Ball ein Mosaik aus bizarren Geräuschen und Fragmenten eines immerhin klassischen Menuetts. Und es gibt auch ein wirkliches Zitat aus Tschaikowskys „Eugen Onegin“, wenn auch in ironischer Brechung, da das Fagott in seinem höchsten Register verwendet wird.
Mosaik- und Hoquetus-Technik waren meine kompositorischen Schlüsselstrategien. Am meisten erfreut hat es mich, Musik zu Verfolgungsjagden zu schreiben. Meine Lieblingsrolle war der Junge, der Lehrling des Puppenmachers. Meine Lieblingsszene ist der Kampf in der Küche, bei dem unsere Schlagzeuger den Spaß hatten, das Zerspringen der vielen Teller darzustellen.
(Martin Smolka, 2017 – Übersetzung: Frank Reinisch)
Bibliografie:
Drees, Stefan: Die Bilder auf der Leinwand zum Sprechen bringen. Zu den Stummfilmmusiken Martin Smolkas, in: Martin Smolka, hrsg. von Ulrich Tadday (= Musik-Konzepte 191), München: edition text + kritik 2021, S. 95-119