Günther Becker (1924–2007) Apeiron
[GCh,Elektr] 1972 Dauer: 30'
SATB – Tb – Live-Elektronik
UA: Hamburg, 26. September 1972
Apeiron („das Unbegrenzte“) ist ein Versuch, geistige Erfahrungen, Riten, Mysterienerlebnisse in einem überkonfessionellen „geistigen Stück“ in musikalischen Zusammenhang zu bringen. Grundmaterialien sind Fragmente des gregorianischen und protestantischen Chorals, byzantinische Anawathmoi, Antiphone und liturgisches Drama, Suren aus dem Koran; Gesänge aus dem Veda Parayana, die Hymne an Arunachala-Siva, Musik des tibetanischen Buddhismus, Worte, Gebetsformeln, Anweisungen zu geistigen Exerzitien und anderes mehr. Das Stück ist als Weiterentwicklung meiner vor drei Jahren entstandenen standenen Arbeit METEORON zu verstehen. Waren es dort ausschließlich byzantinische Hymnen zu Pentekoste, die elektronisch verarbeitet wurden, so liegt bei „Apeiron“ neben ungleich umfassenderen Materialien doch eine andere Grundkonzeption vor, auf die es mir vor allem ankommt: vielfältig sich äussernde Erscheinungsformen in ihrer Divergenz miteinander zu verbinden und zu einem gemeinsamen Urgrund zurückzuführen. Ich möchte eine solche Attitude nicht als esoterische Geheimniskrämerei, sondern ganz einfach als religiöse Grundhaltung verstanden wissen. Der eigentliche kompositorische Vorgang besteht in der Sublimierung des Vorgefundenen und in der Klangtransformation (vokal, instrumental) mit elektronischen und live-elektronischen Mitteln.
(Günther Becker)