Michael Ostrzyga (*1975) Der singende Wind
22 kleine Klavierszenen [Klav]
Die Stücke sind progressiv geordnet und führen nach und nach in die Tonsprache des 20. und 21. Jahrhunderts ein.
Ausgezeichnet mit dem Deutschen Musikeditionspreis 2011
52 Seiten | 23 x 30,5 cm | 234 g | ISMN: 979-0-004-18353-3 | Broschur
Der singende Wind wird Klavierschüler lange im Unterricht begleiten. Die 22 Klavierminiaturen sind progressiv geordnet. Nach und nach führen die Stücke in die Tonsprache des 20. und 21. Jahrhunderts ein, fordern neue Spieltechniken und sind durch Minimal Music oder Zwölftontechnik beeinflusst. Ostrzyga arbeitet auch mit relativen Tonhöhen und nicht genau festgelegten Abläufen. Diese sind dann Ausgangspunkt für eine musikalische Entdeckungsreise, bei der freie Realisierung und improvisatorische Gestaltung möglich sind. Stimmungen und Titel führen häufig in die Natur (Sternenhimmel, Der singende Wind, Meeresnebel) oder entstammen der Lebenswelt der Kinder. Die beigefügte Hör-CD enthält alle Stücke. Zu jedem Stück gibt es zudem Ausführungshinweise, spezielle Aufgaben und Fragen, die zum Weiterdenken und Nachhören anregen.
1 Wassertropfen |
2 Leuchtfeuer |
3 Sternenhimmel |
4 Unter dem Meer |
5 Farben |
6 Vom Teich zur Wiese |
7 Der singende Wind |
8 Abschied |
9 Das stumme Metronom oder Der unsichtbare Dauerläufer |
10 Pantomime |
11 Die klapprige Lok |
12 Mondnacht |
13 Radio |
14 Suite |
15 Le Bateau |
16 Wiegenlied |
17 Meeresnebel |
18 Flug der Zugvögel |
19 Legende |
20 Fanfaren |
21 Atlantis |
22 Tjalempung |
Die progressiv geordnete Sammlung Der singende Wind enthält eine Auswahl von 22 Stücken eines umfangreicheren, etwa über zwölf Jahre entstandenen Fundus von Klavierminiaturen – inspiriert durch Klavierschüler und Klavierstunde, komponiert im Spannungsfeld zwischen experimenteller Öffnung und pädagogischer Begrenzung.
Das Heft kann bereits im ersten Anfangsunterricht eingesetzt werden und den Schüler in regelmäßigen Abständen über einen sehr langen Zeitraum begleiten. Auch älteren Schülern bis ins jugendliche Alter eröffnet es einen jenseits der traditionellen Pfade verlaufenden Zugang zur Musik als „herausforderndes Abenteuer“.
Die Stücke wollen die Fantasie ihrer Interpreten anregen und ihnen ermöglichen, neben dem Erkennen und Darstellen fest notierter Musik auch die eigene innere Musik zu finden und auszudrücken.
Musikalische Parameter und Dimensionen sind anfangs in einer Art „Proto-Notation“ nur relativ notiert und auszuführen, sodass zunächst nur wenige fundierende Aspekte der Notation eine Rolle spielen.1 Blick- und Hörwinkel werden in den jeweils folgenden Stücken nach und nach auf zuvor ausgeblendete Aspekte geweitet. Beispielsweise ermöglicht es die Komposition Wassertropfen (Nr. 1), die Verbindung der horizontalen bzw. vertikalen Dimension des Schriftbilds mit dem Zeit- bzw. Tonhöhenverlauf in ihrer Ursprünglichkeit zu erfahren; in Leuchtfeuer (Nr. 2) spielt nicht nur der Beginn, sondern auch das Ende der Töne eine große Rolle; nach anfänglich nur einzeln aufeinander folgenden Ereignissen fordern im Verlauf des weiteren Zyklus Gleichzeitigkeiten und vielschichtigere Abfolgen genau koordinierte Aktionen.
Freiheiten in der Realisation des Notierten setzen sich in Improvisation und nicht genau festgelegten Abläufen durch die ganze Sammlung fort. Von Anfang an bezwecken sie nicht Vereinfachung und Beliebigkeit, sondern fordern im Gegenteil eine höhere innere Aktivität des Schülers: kreativ suchende, vor- und nachhörende Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten.
Nach und nach führen die Stücke auch in die Tonsprache des 20. und 21. Jahrhunderts ein, wenn beispielsweise Cluster, Resonanzen, Filtereffekte, Präparierungen und Spiel auf den Saiten dem Instrument ganz neue Klänge entlocken oder Form und Struktur in zu entdeckender Weise etwa durch minimal music oder Zwölftontechnik beeinflusst sind. Nebenbei ergeben sich Gelegenheiten, Bau- und Funktionsweise des Instruments zu erforschen.
Außerdem werden auch dem Pianisten selbst die verschiedensten Klänge entlockt, welche sich in das Klanggewand der Stücke einfügen, wie z. B. pfeifen, summen, pusten, zischen.
Titel und Stimmungen der Stücke entstammen überwiegend der Lebenswelt der Kinder, einige Stücke refl ektieren in besonderer Weise die frühe Unterrichtsliteratur (z. B. in der Suite) und wieder andere spielen auf bestimmte Topoi oder Gattungen in der Musik an (Mondnacht).
Hin und wieder tauchen Begriffl ichkeiten auf, die einer näheren Erklärung und Thematisierung durch den Lehrer bedürfen, wie beispielweise „Präparierung“ und „Ritornell“.
Der singende Wind ist Ausgangspunkt für eine musikalische Entdeckungsreise, bei der die eigene Musikalität über unverstellte Wege gefordert, erfahren und erlebt werden kann.
Köln, Frühjahr 2009
1) Die Proto-Notation zeigt außerdem anschaulich elementare Gesetzmäßigkeiten in der Verschriftlichung von Musik.