Jürg Baur (1918–2010) Violinkonzert Nr. 2
in Form einer Ballade [Vl,Orch] 1978 Dauer: 28'
Solo: VI – 2.2.2.2. – 4.2.3.0. – Pk.Schl(3) – Hfe – Str
UA: Düsseldorf, 16. November 1978
Das Werk entstand 1978, es ist in Form einer mehrsätzigen Ballade geschrieben, angeregt durch die eigenen Moments musicaux für Violine und Klavier.
Ein ritornellähnliches ausdrucksstarkes Leit-Thema umschließt das ganze Werk wie eine Rahmenerzählung, führt in den ersten, den zweiten und vierten Satz (in variierter Form) ein, gewinnt in der Mitte des Finales als rotierende Orchesterfigur besondere Bedeutung und steht wie eine gedankenvolle Frage am Ende des Konzertes.
Form und thematisches Material der einzelnen Sätze sind frei behandelt. Strenge und lockere dodekaphonische Strukturen wechseln zwanglos mit Klangfeldern und Clusterbildungen, eingebettet in musikantische Abläufe (für den Hörer kaum wahrnehmbar und nicht wichtig).
Der erste Satz ist ein rhythmisches aggressives Perpetuum mobile, in dessen Mitte ein kleiner Ländler Kontraste schafft. Die Violine dominiert mit virtuosen Figuren. Ein insistierender Kanon aller Instrumente läßt den Satz jäh abbrechen.
In der freien Fantasie des zweiten Stücks ist der Dialog (Quasi Cadenza) der Violine mit dem Schlagzeug besonders reizvoll, tänzerische und improvisatorische Episoden reihen sich locker aneinander, gipfeln in einem Zitat von J. Strauss, ein bewegtes Spiel mit Farben und Klängen.
Der espressive Canto mesto bildet den Mittelpunkt des Konzerts. Das anfängliche Klopfgeräusch der Violine wird zum unerbittlichen Pulsschlag des trauermarsch-ähnlichen Satzes, verdichtet sich in großer Steigerung zu einem ff Höhepunkt und leitet zurück zum pp Anfang; dabei gewinnt ein Bartok-Zitat (aus dem 6. Streichquartett) motivische Bedeutung.
Das Finale wird charakterisiert durch spielerische und rhythmische Elemente; wechselnde Metren (5/8 und 6/8); vielfältige Episoden lösen einander ab (mit Trillerketten, Repetitionsfiguren) und führen zu virtuosen Aufschwüngen, knappen Klangausbrüchen, ehe das Leit-Thema das Werk im Pianissimo verklingen läßt.
Fazit. Kein vorwärtsweisendes Stück, eher Rückschau auf einen langen kompositorischen Weg - Bekenntnis zur Serenitas, zur Expressivität, zum herbstlich schönen Klang.
Bibliografie:
Wallerang, Lars: Die Orchesterwerke Jürg Baurs als Dialog zwischen Tradition und Moderne, Köln: Dohr 2003.
1. Ritornell – Perpetuum mobile und Valse |
2. Ritornell – Fantasia varia |
3. Canto mesto |
4. Ritornell – Burletta – Epilog |