Martin Smolka (*1959) Haiku-Psalm
[TBarB,3Pos] 2007 Dauer: 6'
Uraufführung: Stuttgart (Eclat-Festival), 16. Februar 2008
Martin Smolka greift in Haiku-Psalm zu einem instrumentellen Mittel: dem der nachschwingenden Flügelsaiten, die durch Stimmen und Instrumente ins Vibrieren versetzt werden. Antiphonisch wechseln und begegnen sich in seiner Komposition die Klänge der von der einen Seite kommenden Vokalstimmen mit denen der von der anderen Seite entfachten Posaunenstimmen im Raumzentrum. Die Ausschnitte aus dem Psalmentext werden durch dieses Verfahren vervielfacht auch schon deshalb, weil an manchen Stellen der Partitur die Stimmen sie in unterschiedlichen Tempi, unterschiedlich einsetzend, knapp hintereinander zu singen haben. Inseln der Stille lassen die sehr effektvoll changierenden Nachklänge erleben. Dieser eindrückliche Effekt entsteht dadurch, dass Smolka die Skordaturen der beiden Flügel in einer wild mikrotonalen Weise verstimmt hat. Die Sätze aus dem 104. Psalm sind für Smolka wunderbare Beschreibungen der Natur, wie sie in der Haiku-Kunst konzentriert lyrisiert sind. Zwar ist die Aufteilung der Psalmabschnitte nicht identisch mit dem siebzehnsilbigen Dreizeiler, aber in der poetischen Ausstrahlung sehr verwandt.
(Hans-Peter Jahn, Festival ECLAT 2008)