Misato Mochizuki (*1969) Insula oya
[Orch] 2007 Dauer: 15'
2.2.2.0.Kfag. – 4.2.2.0. – Schl(4) – Klav – Str: 12.12.10.8.6.
UA: Tokio, 02. Oktober 2007
Auftragswerk der Suntory Foundation
Insula Oya ist die alte Bezeichnung für die Ile dYeu, eine kleine Insel im Département Vendée im Westen Frankreichs. Die Insel ist wahrscheinlich schon vor ungefähr 360 Millionen Jahren entstanden, und es wird vermutet, dass sich dort schon am Ende der Eiszeit Menschen ansiedelten. Die Zeit scheint dort still zu stehen unter Gräbern und gewaltigen prähistorischen Steinbrocken verborgen Überreste vom Ende der Welt. Jenseits dieser Trümmer zeichnet ein überirdisch mysteriöses Licht die Konturen einer wüstenhaften Landschaft, die Spuren einer jüngeren Zivilisation beherbergt wie ein gigantisches Eisenkreuz auf einer Anhöhe über dem Meer und diesem zugewandt, das an die verschollenen Seeleute erinnert. Eine von vergangenen Epochen beherrschte Stille wird durch die Schreie der Vögel und das Rauschen der Wellen umrahmt. Zusammen formen sie ein Universum, wo eines das andere zu umfassen, in sich einzuschließen scheint. Durch diese absonderliche Verschmelzung zwischen den Zeiten strömen Ort und Lebewesen eine wunderliche Energie aus eine verwirrende und ergreifende Aura.
Ich bin schon seit einigen Jahren auf der Suche nach einer Art musikalischer Urform, sowohl in klanglicher als auch in konzeptioneller Hinsicht. Diese Suche hat begreiflicherweise enormen Widerhall in den Eindrücken gefunden, die mein Besuch auf der Ile dYeu in mir hinterließ, ohne dass ich dabei zu gegenständlich oder bildhaft sein wollte: Ich war völlig aufgewühlt von dieser Reise.
(Misato Mochizuki 2010, übersetzt von Maria Goeth)