Theo Brandmüller (1948–2012) Lass den Balkon geöffnet
5 Nachtrufe [Orch] 2004/05 Dauer: 29'
3(3Picc.AFl.LotusFl.PanFl.PapagenoFl).0.0.0. – 0.3.0.0. – Schl(3) – Hfe – Klav(Cel.Synth) – Str: 12.10.8.6.4.
Uraufführung: Metz, 5. Dezember 2008
Sabine Tomek gewidmet
Laß den Balkon geöffnet, dieser von mir so formulierte Ausdrucks-Optativ bestimmt in vielen meiner jüngeren Werke mein künstlerisches Handeln, gilt mir doch diese Chiffre Balkon als eine Möglichkeit zu Imaginationsbildung, Fantasie-Entwicklung, als Freiräume-Ausgestaltung musikalischer Art schlechthin.
In diesem Kosmos, der - im Gegensatz zu Messiaens theologischem Regenbogen - zwar gleichfalls meditativ-kosmisch, aber letztlich nur im Verborgenen theologisch gemeint sein will, gibt es auch symbolisch-semantisch formulierte Ruf-Formeln, gibt es ständig nach oben sich gebärende und gebärdende Melodiesegmente, grell den Himmel aufreißende Akkord-Carillons; es gibt (zunächst) eher aus dem Dunkel kommende Orchesterfarben, die aber zunehmend deutlich-heller sich öffnen, somit geöffneter sich artikulieren, die in einer Art narrativ zu denkender Grundstruktur makrostrukturell des gesamte Werk durchziehen, ohne dabei selbst im Einzelnen gleichnishaft konkret zu werden beabsichtigen. Dennoch erscheint gewissermaßen sichtbar dem Hörer ein klangliches Assoziationspotential und Kaleidoskop, in das auch pochende Nachtvögel und (gegen Ende) himmlische Panflötendiatonik als Balkonchiffren eingewoben sind. Es unterstreicht (m)eine Denkweise einerseits Abstrakt-musikalisches mit andererseits Außermusikalischen zu verbinden: ein synästhetisches Denken, das durchaus auch mit dem komponistischen Denken Messiaens seelenverwandt zu sein beabsichtigt.
(Theo Brandmüller März 2008)
1. Evocation (Licht-Kapitell 1 und 2) |
2. Nacht-Zeitlichtung (Licht-Kapitell 3) |
3. Carillon |
4. mit Serenade … |
5. Im Freien … |