Nicolaus A. Huber (*1939) Silver Silence
[Vl,Vc,Klav] 2006 Dauer: 15'
Uraufführung: Leuven (TRANSIT Festival), 29. Oktober 2006
20 Seiten | 27 x 36 cm | 146 g | ISMN: 979-0-004-50284-6 | geheftet
Silver Silence wurde im Auftrag des TRANSIT Festivals Leuven (Belgien) komponiert. Silence bei Altmeister Cage signalisiert das Aufgeben jeglicher Absicht. Da kann die Musik schweigen und alles andere Hörbare in diese „veranstaltete“ Zeit hinein lassen. Da kann aber auch unendliche Vervielfältigung von Musik und damit von Intentionen die gewünschte Intentionslosigkeit erreichen. Das nötige Anfang- und Ende-Setzen hat dabei immer noch werkartige Reste. Nono überwölbt Schweigen mit riesigen Fermatentürmen, um Zeit ins Werk konzeptionell als Freiheit zu setzen, in der man auf das Ungehörte oder auf das Unerhörte horchen soll, um seine eigenen Beschränkungen zerbrechen zu können – soziale, menschliche Impulse, Naturentdeckungen, Farben, Wege …
In „Covered with music“ und in „Solo mit Koonstück“ habe ich versucht, nicht das Schweigen, sondern das Lautlose in die Musik zu integrieren. In „Silver Silence“ ist Schweigen nicht nur silbrig, sondern wie Silber oft ist – dunkel, braunschwarz. Ich hatte in diesem Stück von Anfang an ein insistierendes Tempo von Viertel = 138. Diese Zahl untersuchend kam ich auf 69 und 23 (6 x 23 = 138), die Zahl Alban Bergs, des Komponisten grandioser Stillen im „Wozzeck“. 77 x 23 (plus 1 Viertel) ist denn auch die Zeitstruktur, die dem Stück zugrunde liegt. Die Ereignisse schwimmen in diesen Zeitklammern und halten sich am Ende fast ganz aus ihnen heraus. Silence wurde für mich zum interessanteren Wahrnehmen von Zeitverknüpfungen. Es gibt eine einzige Stelle exakter TRIO-Synchronität, daneben eine einzige Stelle genauer Streichersynchronität und die ins silbrige Schweigen hinübergleitenden Teilsynchronitäten, Verwacklungen, blockartigen Solos der einzelnen Instrumente, Verlassen der instrumentalen Tonpositionen usw. „Silver Silence“ ist also eine Hör- und Auffassungseinstellung für die zeitlichen und musikalischen Neins im Makrobereich. Und beim Komponieren hatte ich oft den Eindruck, sie würden verwundert mit den Achseln zucken über die Arten der Jas und ihnen das Silberdunkel dringend empfehlen. Wie schreibt der Brockhaus: Silber ist weicher als Kupfer und härter als Gold. Von allen Metallen leitet es Elektrizität und Wärme am besten, ist in der Luft beständig, bester Reflektor für sichtbares und infrarotes Licht …
Da kommt auch Silence manchmal ins Schwitzen!!!
Nicolaus A. Huber (Mai 2006)