Johann Nepomuk David (1895–1977) Mitten wir im Leben sind mit dem Tod umfangen
herausgegeben von Bernhard A. Kohl [GCh] 1973
12 Seiten | 19 x 27 cm | 31 g | ISMN: 979-0-004-41183-4 | geheftet
Eine noch unveröffentlichte Jugendsymphonie Davids aus dem Jahr 1922 trägt den lateinischen Titel Media vita in morte sumus. Aus dieser karolingischen Sequenz, zugeschrieben dem Notker Balbulus und überliefert im Codex St. Gallen (11. Jh.), entwickelte David eines seiner kühnsten Werke. Vierzig Jahre später, 1962, greift er in einer dreiteiligen Phantasie (Choralwerk für Orgel, Heft XIV) auf die deutsche Liedfassung dieser Sequenz zurück. Das Ergebnis kann als eines in seiner Diatonik wie Zwölftontechnik gleicherweise überzeugend expressiven Werke von konzentriertester Faktur bezeichnet werden.
Davids ergreifende Motette über den gleichnamigen deutschen Cantus firmus, 1973 im Alter von 78 Jahren komponiert, ist eine seiner letzten vollendeten Kornpositionen und entstand auf Anregung von Hans Grischkat (1903-1977) aus Anlass des 50jährigen Bestehens des Reutlinger Singkreises für die „Festlichen Chortage Reutlingen 1974“. Am 25. Mai 1975 sang der Schwäbische Singkreis unter der Leitung Hans Grischkats die Uraufführung in der Marienkirche zu Reutlingen. Der Komponist wohnte diesem Konzert bei.
Die bildhaft-klare, nur scheinbar asketische Faktur des Werkes sowie die meisterhafte Beherrschung der motivischen wie zugleich der harmonischen Disposition kennzeichnen den ausgeprägten Spätstil J. N. Davids.
Die Motette wird hier erstmals im Druck vorgelegt. Für die Erlaubnis zur Veröffentlichung dankt der Herausgeber Herrn Thomas Christian David, Wien, sowie dem Stadtarchiv Reutlingen.
Bernhard A. Kohl, Stuttgart, Herbst 1994