Isabel Mundry (*1963) / Brice Pauset (*1965) Die Vorüberlaufenden
[Fl(Picc/A-Fl),B-Klar,Vc] 2003 Dauer: 10'
Uraufführung: Paris, Salle Cortot, 2. April 2003
22 Seiten | 23 x 30,5 cm | 168 g | ISMN: 979-0-004-50272-3 | geheftet
Es ist ein kurzer Zyklus, der zwei Solostücken entspringt: jedes von einem von uns geschrieben. Nur die Dauer und der erzählerische Hintergrund geben diesen Stücken eine gemeinsame Richtung. Es entsteht eine einem Dialog vergleichbare Situation, in der die Komplizität mit dem anderen (eine trotz allem ungewisse Komplizität und Bekanntschaft) aus diesen beiden Soli ebenso viele Duos hervorbringt: jedes Duo ist wie eine Ableitung eines Solos des jeweils anderen. Der Zyklus setzt sich fort, verfeinert sich in den verschiedenen Instrumentenformationen; das Dialogprinzip schreibt sich von da an immer weiter in den Kern der Stücke selbst ein. Durch solch eine Erfahrung weiß jeder viel vom anderen, weiß jeder recht wenig vom anderen. Das Gemisch aus individuellen momentanen Entscheidungen und einer tiefen ästhetischen Übereinstimmung schafft ein Paradox, eine Luftspiegelung des Bekannten und des Unbekannten. Jemanden von weitem in der Nacht auf einer Straße zu sehen, ruft ähnliche Phänomene hervor, wie sie Franz Kafka in seinem Text (Die Vorüberlaufenden) beschrieben hat, der uns als Bild für diese erste Arbeit zu zweit gedient hat.
(Isabel Mundry und Brice Pauset, Berlin, Februar 2003)
(Übersetzung: Anne Sophie Meine)