Michael Dartsch (*1964) Der Geigenkasten
Materialien für den Violinunterricht [Vl]
Mit dem „Geigenkasten“ durch die Mittelstufe.
Für fortgeschrittenere Schüler hat Michael Dartsch den dritten „Geigenkasten“ mit 50 Werken aus fünf Jahrhunderten reich gefüllt.
188 Seiten | 23 x 30,5 cm | 1.006 g | ISMN: 979-0-004-18291-8 | Broschur, Fadenheftung
Die Palette reicht von Corelli bis Cage und Stockhausen, von continuo-begleiteten Stücken über Geigenstimmen aus Chorwerken und Solo-Capricen bis zu einzelnen Sätzen für Violine und Klavier. Auch Bearbeitungen haben ihren Platz. Die Erweiterung der Spieltechnik in Richtung auf virtuoses Spiel steht im Vordergrund, und folglich wird in jedem Stück ein technisches „Thema“ – oder mehrere – behandelt. Langweilig wird der Unterricht in der Mittelstufe dabei keinesfalls. Viele Continuo-Stimmen hat Dartsch für eine 2. Violine oder Bratsche eingerichtet, für alle klavier-begleiteten Stücke liegt eine Klavierstimme bei, und auch der Jazz findet seinen Platz. Als Herausforderung für wissbegierige Schüler gibt es zudem spezielle „Forschungsaufträge“, bei denen musikhistorische und theoretische Aufgaben zu lösen sind.
„Obwohl der ‘Geigenkasten’ den Schwerpunkt auf das virtuose Spiel legt, versteht er sich als eine Materialsammlung, die technische Basiskenntnisse anhand von Originalliteratur vermitteln will. Ein beachtenswertes Konzept und eine breite stilistische Auffächerung machen dieses Werk zu einem produktiven Begleiter.“ (Ferdinand Breitschopf, Musikzeitung )
„Kantig. Puristisch. Schnörkellos und mit gerade einmal so vielen Haken und Ösen wie nötig. So muss ein guter Geigenkasten gebaut sein - und so präsentiert sich auch der dritte Band von Michael Dartsch bescheiden als Material für den Violinunterricht bezeichneten Unterichtwerks.“ (ensemble)
Anton Webern | Sehr langsam, aus: Vier Stücke op. 7 für Violine und Klavier | |
Antonín Dvořák | Allegro maestoso, Nr. 2 aus: Romantische Stücke op. 75 für Violine und Klavier | |
Antonín Dvořák | Allegro appassionato, Nr. 3 aus: Romantische Stücke op. 75 für Violine und Klavier | |
Antonio Vivaldi | Largo cantabile, 2. Satz aus: Konzert G-Dur op. 7 Nr. 2/RV 299 | |
Arcangelo Corelli | Sonata C-Dur op. 5 Nr. III für Violine und Basso continuo | |
Bartolomeo Campagnoli | Adagio, 2. Satz aus: Divertissement op. 18 Nr. 4 A-Dur | |
Bartolomeo Campagnoli | Andante sostenuto, 2. Satz aus: Divertissement op. 18 Nr. 6 F-Dur | |
Bartolomeo Campagnoli | Allemande, 3. Satz aus: Divertissement op. 18 Nr. 3 D-Dur | |
Bartolomeo Campagnoli | Polonaise, 3. Satz aus Divertissement Nr. 2 C-Dur | |
Bartolomeo Campagnoli | Scherzo, 3. Satz aus: Divertissement op. 18 Nr. 7 a-Moll | |
Bartolomeo Campagnoli | Allegro, 4. Satz aus: Divertissement op. 18 Nr. 5 E-Dur | |
Béla Bartók | Andante aus: RumänischeVolkstänze für Klavier | |
Bohuslav Martinů | Allegro, Nr. 1 aus: Etudes rythmiques für Violine und Klavier | |
Charles Dancla | Air varié über ein Thema von Johann B. Weigl | |
Clara Schumann | Romanze, Nr. 1 aus: Drei Romanzen op. 22 für Violine und Klavier | |
Felix Mendelssohn Bartholdy | Andante con moto, Nr. 1 aus: Lieder ohneWorte op. 62 für Klavier | |
François Schubert | Die Biene, Nr. 9 aus: 12 Bagatellen op. 13 für Violine und Klavier | |
František Benda | Caprice Nr. 14 E-Dur | |
František Benda | Caprice Nr. 21 a-Moll | |
František Benda | Caprice Nr. 23 B-Dur | |
František Benda | Caprice Nr. 24 F-Dur | |
František Benda | Caprice Nr. 25 d-Moll | |
František Benda | Caprice Nr. 26 A-Dur | |
František Benda | Caprice Nr. 44 D-Dur | |
Franz Schubert | Gloria aus: Messe in G D 167 | |
Georg Friedrich Händel | And Suddenly ThereWas With the Angel – Glory to God | |
Georg Friedrich Händel | The People That Walked In Darkness, Aria für Bass aus: Messiah HWV 56 | |
Georg Philipp Telemann | Siciliana, 3. Satz aus: Fantasie Nr. 6 e-Moll für Violine ohne Bass | |
GiuseppeTartini | Allegro assai, 3. Satz der Sonata I D-Dur (Brainard D2) | |
GiuseppeTartini | 15Variationen über eine Gavotte von A. Corelli | |
Henryk Wieniawski | Obertass, Nr. 1 aus: Zwei Mazurken op. 19 für Violine und Klavier | |
Igor Strawinsky | Serenata, 2. Satz aus: Suite für Violine und Klavier nach Themen, Fragmenten und Stücken von Giambattista Pergolesi | |
Jean Sibelius | Danse caractéristique, Nr. 2 aus: Drei Stücke für Violine und Klavier op. 116 | |
Jo Knümann | Ungarisch, nach originalen Volksmelodien für Salonorchester | |
Joachim Raff | Cavatine, Nr. 3 aus: Six morceaux op. 85 für Violine und Klavier | |
Johann Heinrich Schmelzer | Sonata seconda | |
Johann Sebastian Bach | Jesum von Nazareth, Chor aus: Johannes-Passion BWV 245 | |
Johannes Brahms | Walzer A-Dur, Nr. 15 aus: Walzer op. 39 für Klavier | |
John Cage | Nocturne for Violin and Piano | |
Joseph Haydn | Kyrie aus: Missa in Tempore belli („Paukenmesse“) | |
Joseph Haydn | Vivace, 4. Satz Finale aus: Streichquartett D-Dur op. 64 Nr. 5 | |
Karlheinz Stockhausen | Pisces – Fische, aus: Tierkreis – 12 Melodien der Sternzeichen | |
Leoš Janáček | Allegretto – Meno mosso – Allegretto, 3. Satz aus: Sonate für Violine und Klavier | |
Ludwig van Beethoven | Scherzo, 3. Satz aus: Sonate F-Dur op. 24 („Frühlingssonate“) für Violine und Klavier | |
Michael Dartsch | Fiesta | |
Michael Dartsch | Swinging Jack (Kanon) | |
Michael Villmow | Annikas Dans | |
Paul Hindemith | Meditation, Nr. 8 aus dem Tanzspiel „Nobilissima Visione“ für Orchester | |
Robert Schumann | Leise, einfach, aus: Sonate d-Moll op. 121 für Violine und Klavier | |
Wolfgang Amadeus Mozart | Credo aus: Missa brevis KV 220 („Spatzenmesse“) |
Hinweise für Lehrerinnen und Lehrer
Das vorliegende Heft möchte Schülerinnen und Schülern die Freude am virtuoseren Spiel zusammen mit der Freude an der Musik nahe bringen. Wenn auf die steigenden technischen Anforderungen an der Schwelle zur geigerischen Mittelstufe mit Angst und Abwehr reagiert wird, kann die Freude des Meisterns instrumentaler „Kunststücke“ oft nicht mehr erfahren werden, und es droht unter Umständen Stagnation.
Tonleitern, Arpeggien und Triller; Terzen, Sexten, Oktaven und andere Doppelgriffe; Sautillé, Staccato und Ricochet; Flageolette sowie das Spiel in den hohen Lagen, besonders auf der G- und der E-Saite – all dies lässt sich trefflich mit den gängigen Etüdensammlungen von Kreutzer über Fiorillo und Rode bis zu Dont und Gaviniès studieren. Mit dem ist der Versuch unternommen worden,Werke aus über 300 Jahren Musikgeschichte zusammenzustellen, die ebenso dem Erlernen wie dem Anwenden solcher Spieltechniken dienen soll. Gleichzeitig sollen die Schülerinnen und Schüler mit den Eigenheiten der entsprechenden Stile vertraut werden. Das Heft berücksichtigt darüber hinaus auch verschiedene musikalische Gattungen. Kleine Konzertstücke stehen neben einzelnen Sonatensätzen; daneben finden sich Sätze aus bedeutenden Chorwerken, die auch von Amateurorchestern häufig in Kirchenkonzerten gespielt werden und dadurch möglicherweise einen besonderen Anwendungsbezug aufweisen. Schließlich bringt das Heft einige Kompositionen mit didaktischer Ausrichtung aus dem 18. Jahrhundert, nämlich barocke Variationen Tartinis, frühklassische Capricen Bendas und klassische Divertimenti Campagnolis. Indem solche Stücke in der Musik ihrer Zeit und Region verwurzelt und auf diese bezogen sind, können sie eine wertvolle Ergänzung zu den bekannteren später komponierten Etüden darstellen, die insbesondere im Zusammenhang mit der Einrichtung des französischen Conservatoires als Ausdruck der pädagogischen Bestrebungen jener nachrevolutionären Zeit entstanden und an der Schwelle zur musikalischen Romantik stehen.
Schließlich sollen die Schülerinnen und Schüler Musik von den bekanntesten, aber auch von einigen weniger bekannten Komponisten kennen und interpretieren lernen. Der vorliegende Band erstreckt sich von der frühbarocken des Geigers Johann Heinrich Schmelzer, die im Jahre 1664 entstand, bis zur zeitgenössischen Jazzkomposition des Kölner Saxophonisten Michael Villmow und vereinigt die Namen bedeutender Komponisten aus Barock, Klassik, Romantik und dem 20. Jahrhundert, wie etwa Vivaldi, Corelli, Tartini, Händel, Bach, Telemann, Haydn, Mozart, Beethoven, Schubert, Schumann, Mendelssohn Bartholdy, Dvořák, Brahms, Janáček, Sibelius, Hindemith, Strawinsky,Webern, Bartók, Martinů, Cage und Stockhausen.
Zu den Violinstimmen von Schmelzer, Vivaldi und Corelli findet sich jeweils eine Continuo- Stimme, die für Geige beziehungsweise Bratsche eingerichtet ist; dadurch wird es im Unterricht möglich, die Violinstimme hörend auf einen Bass zu beziehen, wie es der Faktur derMusik entspricht. Bei der Triosonate Tartinis ist das zweistimmige Spiel der beiden Violinen durch den Abdruck der zweiten Stimme ebenfalls möglich. Einzelne Sätze von Corelli und Vivaldi sind auch in authentisch verzierter Form abgedruckt, um das Verständnis für dieMusizierpraxis jener Zeit zu vertiefen. Im Bereich der Klassik werden die Messkompositionen ergänzt durch die erste Violinstimme eines Quartettsatzes von Haydn. Für die Romantik sind außer Originalwerken auch Bearbeitungen aufgenommen worden, die eine gewisse Verbreitung gefunden haben: Kreislers Fassung von einem „Lied ohneWorte“ Mendelssohn Bartholdys und ein Arrangement des A-Dur-Walzers von Brahms aus der Feder von Hochstein. Die erste Violinstimme eines Medleys von Knümann steht für jenes Salonrepertoire, dessen ungarisches Kolorit sich in charakteristischer Rhythmik und Geläufigkeit niederschlägt. Zu Janáčeks Sonatensatz ist eine zweite Violinstimme beigefügt. Es handelt sich um eine Einrichtung des Klavierparts, die es ermöglichen soll, im Unterricht auch das rhythmische Verzahnen der beiden Stimmen zu erarbeiten. Das 20. Jahrhundert ist ansonsten durch relativ übersichtliche Werke vertreten. Diese Stücke sollten auch mit Klavier gespielt werden; so können sie dazu dienen, die jeweilige Ausdruckssprache hörend kennen zu lernen und sich geigend darin zurechtzufinden. Die Klavierstimmen aller Kompositionen für Violine und Klavier finden sich im Klaviereinleger. So können die entsprechenden Stücke auch in Konzerten gespielt werden.
Schließlich enthält das Heft wie schon die beiden vorangehenden Hefte wieder auch Anregungen zum Improvisieren. Der Ausrichtung des Bandes entsprechend handelt es sich hier um stärker stilistisch gebundene Formen: Ein langsamer Barocksatz kann verziert werden, nachdem man sich bereits ausgeschriebene Beispiele erspielt hat; zum Improvisieren über einem ostinaten Barock-Bass gibt es eine kleine Anleitung. Ebenso findet sich eine schrittweise aufgebaute Einführung in das pentatonische Improvisieren, womit man sich dem Jazz-Idiom nähert. Zwei weitere Stücke laden zum einfachen harmonisch gebundenen beziehungsweise zum modalen Improvisieren ein. Wer hier Feuer fängt, sollte ermutigt werden, das Improvisieren an geeignetem Material zu vertiefen und weiter zu treiben.
Es erscheint lohnend, parallel zu der Arbeit an den Stücken entsprechende musikhistorische und -theoretische Fragen zum Thema zu machen. Dafür kann den Schülerinnen und Schülern immer wieder der Auftrag mit nach Hause gegeben werden, selbst Nachforschungen anzustellen, zum Beispiel in Lexika, in Schul- und Stadtbibliotheken oder im Internet. Anregungen für solche Aufträge finden sich in das Heft eingestreut. Bei manchen dieser Nachforschungsaufträge kann sicher die Lehrkraft hilfreich zur Seite stehen.
Insgesamt ergibt sich ein Kompendium, das gleichermaßen zur Einführung in die Bandbreite der musikalischen Stilbereiche wie zur Entwicklung eines virtuoseren Violinspiels verwendet werden kann. Das Heft richtet sich an die geigerische Mittelstufe, die Arbeit damit erstreckt sich also sicher über mehrere Jahre des Unterrichts. Die Stücke sind nach den Geburtsdaten der Komponisten chronologisch geordnet. Es findet sich jedoch auf Seite 120 ein Vorschlag dafür, in welcher Reihenfolge sie erarbeitet und gespielt werden könnten. Dabei kann mit den ersten Stücken etwa am Ausgang der Unterstufe begonnen werden, während die letzten den Übergang in die Oberstufe markieren. Die vorgeschlagene Reihenfolge der Stücke stellt eine Empfehlung, aber keine unumstößliche Notwendigkeit dar, sofern die grobe Positionierung der Stücke erhalten bleibt. Auch die Fingersätze sind natürlich grundsätzlich veränderbar. Da jedoch teilweise auch der Gesichtspunkt eine Rolle gespielt hat, Fingersätze vorzuschlagen, die für die jeweilige Entstehungszeit typisch sind, sind die Fingersätze doch als Bestandteil des didaktischen Konzeptes zu verstehen und seien auch bei damit verbundenen „Unannehmlichkeiten“ zumindest zur Auseinandersetzung empfohlen. Manchmal tauchen die besonderen technischen „Themen“ eines Stückes schon wenig später in anderem Material wieder auf, damit die Auseinandersetzung mit diesen Themen fortgeführt werden kann und nicht allzu sporadisch bleibt.
In der Praxis werden auch die Stärken und Schwächen der Schülerin oder des Schülers Berücksichtigung bei der Auswahl und Anordnung finden. Manche der Stücke mögen auch als Anregung zurweiteren Auseinandersetzung mit bestimmten Themen dienen. Stücke, von denen hier nur eine Violinstimme beziehungsweise nur ein einzelner Satz abgedruckt ist, können natürlich je nach Bedürfnis auch als Ganzes studiert werden. So sei es insgesamt empfohlen, die Anregungen dieses Heftes so im Unterricht zu thematisieren und je nachdem zu vertiefen, dass die Schülerinnen und Schüler auf ihrem individuellen Weg als geigerische und künstlerische Persönlichkeiten voranschreiten mögen.
Bonn/Saarbrücken, im Sommer 2007