Martin Smolka (*1959) Solitudo
[Ens] 2003 Dauer: 14'
Fl(Picc).Ob.Klar.Fg – Hn.Trp.Tuba – Schl(2) – Hfe.Klav.Git – Vc
Uraufführung: Paris/Frankreich, 12. Januar 2004
Mein Werk Solitudo gehört zu meinen Versuchen, alte musikalische Werkzeuge wie die Melodie, das Unisono, regelmäßige rhythmische Pulse usw. wiederzubeleben. Ein wichtiger Aspekt dieser „neuartigen“ Melodien ist die Verwendung von Viertel- und Sechsteltönen.
Die verwendeten melodischen Linien sind beinahe tonal und beinhalten hauptsächlich Töne, die Moll-Dreiklängen entstammen, oder der neunten Saite oder anderen Formen, die einfach zu behalten sind. Die melodischen Terzen und Quinten, manchmal auch andere Saitenintervalle, werden häufig in Mikrointervallen intoniert, ähnlich jenen Verstimmungen, die im Jazz, im Blues und vielen anderen Genres der ethnisch geprägten Musik verwendet werden.
Ich glaube, dass in der üblichen Verwendung der Mikrointervalle ein ungewöhnliches emotionales Potential verborgen liegt. Ich empfinde einen besonderen Ausdruck von Schmerz, Bitterkeit, Verlangen, Tränen usw. Ausserdem verspüren unsere Ohren, die an diatonische und chromatische Tonleitern gewöhnt sind, ein Bedürfnis, die Mikrointervalle mit den gewohnten Intervallen darunter oder darüber in Einklag zu bringen. Das impliziert eine Form der Spannung, vergleichbar jener der Hauptstufen in der klassischen Harmonie.
Diese Erklärung kam mir erst nach der Komposition des Stückes. Tatsächlich entstand die musikalische Sprache von Solitudo intuitiv, in enger Verbindung mit den Implikationen des Titels.
(Martin Smolka)