Steffen Schleiermacher (*1960) GassenHauer mit NebelHorn
[Theremin,Orch] 2001 Dauer: 15'
Solo: Theremin – 3.2.2.2. – 4.2.2.1. – Klav(Cel) – Hfe – Schl(3)
UA: Halle, 23. April 2002
Das Theremin ist zweifellos ein seltener Gast auf dem Podium. Der Physiker Leon Theremin entwickelte in den frühen 20er Jahren ein Instrument mit Spielantenne und zwei Hochfrequenzgeneratoren, das durch die Bewegung der Hand seine Frequenz verändert, sozusagen ein Pionier der elektronischen Musik. Typisch sind seine langgezogenen, glissandoartigen, schwellenden und vibrierenden Töne. Edgard Varése und Bohuslav Martinu° komponierten für das Theremin. Es blieb jedoch als Instrument ein Kuriosum. Als Roger Eppler mit der Idee eines Theremin-Konzerts an Schleiermacher herantrat, verband er zunächst damit eher Bilder eines obskuren Kastens, beschworen von verklärten Damen in wallenden Gewändern, erinnert sich Schleiermacher. Mit dem Kontakt zu dem Solisten Rolf Sudmann änderte sich seine Einstellung: nichts da von wallenden Gewändern und verklärter Magie. Mehr Jeans und Physik. Keine esoterische, weihevolle musikalische Atmosphäre wollte ich, eher einen Gassenhauer, gar was Banales. Ein quasi musikalisches Erlebnis kam mir noch dazwischen: Der Besuch am Cabo Finisterre, eine Klippe im Nord-Westen Spaniens. Wie meistens war das Kap in Nebel gehüllt, der Leuchtturm schwieg, dafür ein markerschütterndes Nebelhorn. Wie der Hilfeschrei eines gequälten Ungeheuers ins Nichts. Um die spezifische Klangfarbe und Spielweise des Theremins zur Geltung zu bringen, verzichtet Schleichermacher ganz auf Streicher, stellt dem Soloinstrument als Kontrast Holz- und Blechbläser, drei Schlagzeuger, Klavier, Celesta und Harfe gegenüber.