Als Beethoven 1808 erstmals in seiner Chorfantasie op. 80 Klavierkonzert und Kantate kunstvoll zu einem einzigartigem neuen Werk vereint, lässt Beethoven als krönenden Abschluss eine Melodie erklingen, welche die „Ode an die Freude“ aus dem Finale seiner neunten Symphonie vorwegzunehmen scheint. Auch in der Anlage gilt die Fantasie als Vorläufer seiner neunten Symphonie.

Relativ spontan entschloss sich Beethoven dazu, bei dem außergewöhnlichen Akademie-Konzert vom 22. Dezember 1808 im Theater an der Wien neben seinem vierten Klavierkonzert, der Szene und Arie „Ah, perfido!“ und Teilen aus der C-Dur-Messe sowie der Uraufführung der fünften und sechsten Symphonie „ein glänzendes Schlußstück“ zu komponieren, das alle Beteiligten vereint. Beethoven griff auf sein früher komponiertes Lied „Gegenliebe“ (WoO 118) von 1794/95 zurück, „entwarf die Variationen, den Chor und der Dichter Kuffner mußte dann schnell die Worte dazu dichten“, so berichtet Carl Czerny. Fertig wurde die Chorfantasie dennoch nicht, so musste Beethoven den Klavierpart zu Beginn bei der Aufführung improvisieren. Das vollständige Autograph ist verschollen, lediglich das Particell der Chorstimmen ist erhalten. Erst mit der Drucklegung im Jahr 1810 in London und 1811 in Leipzig bei Breitkopf & Härtel komponierte Beethoven den Soloklavierpart aus. Die Chorfantasie op. 80 ist somit ein faszinierendes Zeugnis von Beethovens Improvisationskunst am Klavier.

Die Ausgabe übernimmt das Stichbild der Neuen Beethoven-Gesamtausgabe, der entsprechende Band wurde von Armin Raab herausgegeben. Alternativ dazu bietet Breitkopf & Härtel eine Ausgabe von Clive Brown an, die ein kompakteres Layout aufweist und in besonderem Maße der historischen Aufführungspraxis nachspürt.