Adriana Hölszky (*1953) Umsphinxt ...
Ein Rätsel für Raubvögel / Text nach Friedrich Nietzsches „Die Wüste wächst“ [48st GCh] 2000/01 Dauer: 12' Text: Friedrich Nietzsche
12S12A12T12B
UA: Köln, 31. März 2001
Die steilen, in den Abgrund blickenden Klangregionen der Chorkompositionen für 48 Stimmen „umsphinxt ... ein Rätsel für Raubvögel“ scheinen auf orchestrale Geräuschfelder zu deuten. Nietzsches Gedicht „Die Wüste wächst: weh dem, der Wüsten birgt ...“ aus dem Zyklus der Dionysos-Dithyramben (1888) wird hier als eine fremde Gesteinsformation kompositorisch wie durch Erosionskräfte pulverisiert und zu einer klingenden Mondlandschaft verwandelt. Die Linearität ist völlig aufgehoben. Das Notenbild wirkt wie eine Collage von dreidimensionalen Pinselstrichen, so wie sie in den Zeichnungen von Roy Lichtenstein vorkommen. Die fast geometrischen Klangkombinationen verwandeln sich ständig mit wechselnder Geschwindigkeit in einer narrenhaften Freiheit der Bewegung.
(Adriana Hölszky)
Bibliografie:
Hiekel, Jörn Peter: Emphatisch offenes Denken. Zu den Textkompositionen von Adriana Hölszky, in: Ankommen: Gehen. Adriana Hölszkys Textkompositionen, hrsg. von Wolfgang Gratzer und Jörn Peter Hiekel, Mainz: Schott 2007, S. 11-26.
Möller, Hartmut: Kraftfelder aus komplementären Energien. Die Arbeitsskizzen zur Oper „Der gute Gott von Manhattan“ im Kontext, in: Adriana Hölszky, hrsg. von Ulrich Tadday (Musik-Konzepte, Neue Folge Heft 160/161), München: edition text+kritik 2013, S. 28-150.