Isabel Mundry (*1963) Ferne Nähe
[StrQuar,Orch] 2001 Dauer: 13'
Solo: 2Vl.Va.Vc – 6(3Picc).6.6.6 – 5.5.4.1. – Schl(4) – Akk – Str 20.0.12.6.6
UA: Berlin (Musik-Biennale), 16. März 2001
Auftragswerk der Musik-Biennale
Ferne Nähe ist ein durch und durch räumliches Stück, im konkreten Sinne der weit verteilten Positionierung des Orchesters um das Streichquartett herum, aber auch auf der metaphorischen Ebene räumlich-zeitlicher Auffächerung musikalischer Momente.
Beim Schreiben der Musik habe ich immer wieder in einem Daumentheater von Karl Bohrmann geblättert. In einem Buch, beschrieben mit arabischen Schriftzeichen (die der Maler vermutlich ebenso wenig entziffern konnte wie ich), findet sich Seite um Seite eine hineingemalte rote Figur. Mal am Rand, mal in der Mitte, mal groß, mal klein, schräg, gerade, dick, dünn - jedesmal ein anderer Tanz inmitten der Schrift.
„Der Raum ist der Mantel, den ich ihr umlegen möchte“ sagt Karl Bohrmann, und dieses Verhältnis von beschrittenem Raum und einzelner Figur ließe sich auf meinen Umgang mit der Relation von Streichquartett und Orchester übertragen. Es bleibt jedoch musikalisch offen, was hier wessen Mantel ist bzw. welcher komponierte „Resonanzraum“ welchen Klang umspielt. In meiner Musik kann auch das solistische Streichquartett oder ein einzelner Akkordeonklang die Bühne sein, auf der das Orchester seine Figuren tanzt.
(Isabel Mundry)
CD:
Arditti String Quartet, Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, Ltg. Arturo Tamayo
CD RCA (Musik in Deutschland 1950-2000) 74321 73552 2
Bibliografie:
Ehrler, Hanno: „Ferne Nähe“. Zu einigen Werken von Isabel Mundry, in: MusikTexte Heft 101, Mai 2004, S. 68-76.