Jürg Baur (1918–2010) Cinque foglie
[4Sax] 1986 Dauer: 15'
UA: Rottenburg am Neckar, 1. Februar 1987
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Ein kurzweiliges, kontrastreiches Opus, angeregt durch das Rascher-Quartett, dem es auch gewidmet ist; keine experimentelle, aber instrumentengerechte, neue Musik, auf die Spiel- und Ausdrucksmöglichkeiten sowie auf den spezifischen Klang eines technisch und musikalisch anspruchsvollen Saxophon-Ensembles bezogen (Sopran - Alt- Tenor - Bariton)
Fünf suitenförmig locker aneinander gereihte Sätze (Fünf „Blätter“) werden durch ein dodekaphonisches Leitmotiv verknüpft, das zu Anfang eines jeden Satzes erklingt.
Im Circulo ostinato bestimmt diese Figur entscheidend den Verlauf des Stückes; zu Beginn des Finales verdichtet sie sich zum vierstimmigen Kanon. Ostinate und rhythmische Formeln prägen den Charakter des ganzen Werkes.
Allegro ruzzone (Übermut)
Ein knappes lebhaftes Eingangsstück; auf dem Höhepunkt erscheint, wie ein Atemholen, ein melodisch-ausdrucksvoller Gedanke, der sich imitatorisch im Kreise dreht, ehe eine kurze Stretta in schnellem Tempo zum Pianissimoschluß führt.
Circulo ostinato (Kreisende Wiederholung) (Andante con moto)
Der Mittelteil des Satzes entwickelt sich aus gestauten Tonwiederholungen und den melodischen Flosklen des Urthemas in immer neuen Anläufen zu großer Steigerung. Am Anfang und Ende steht ein mehrstimmiger Kanon, der um eine abwärts gerichtete chromatische Tonfolge kreist.
Ballo estatico („Entfesselter“ Tanz) (Allegro molto)
In diesem Satz dominieren rhythmisch tänzerische und aggressive Elemente; drei verschiedene Episoden entfalten sich über ostinaten Bassbewegungen, die letzte gerät zur „freien Variation“ über Debussys („Golliwoggs cake walk“ aus den „Children's Corner“).
Sogno solitario (Einsamer Traum) (Andante)
Der „langsame“ Satz des Quartetts wächst aus rezitativischem Beginn, über einen ausdrucksvollen Mittelteil (mit engräumiger Melodik) bis zu einer ausgedehnten Trillerfläche und dichten, abwärts stürzenden chromatischen Figuren (Quintolen), kehrt über einen ruhigen Abschnitt (in tiefer Lage) zum Rezitativ zurück, klingt verhalten aus.
Fugato scherzando (Allegro molto)
Ein virtuos humorvolles Finale, nach dem einleitenden vierstimmigen „Kreisel“-Kanon des Leitmotivs entwickelt sich aus einem skurrilen Thema eine rhythmisch vertrackte Fuge, unterbrochen von einem trioähnlichen Intermezzo und wirkungsvoll turbulent zum befreienden Schluß gesteigert.
(Jürg Baur)
Bibliografie:
Güdelhöfer, Matthias: Jürg Baur. Die späte Kammermusik, Köln: Dohr 2002.