Hans Zender (1936–2019) Claude Debussy: 5 Préludes
Instrumentierung [Ens] 1991/1997 Dauer: 13'
2(1Picc.2A-Fl./Lotosfl.ad lib)2(Eh).2(B-Klar).1(Kfg) – 1.1.1.0. - Pk.Schl(3) – Hfe – Str: 1.1.2.1.1.
UA: Frankfurt am Main, 24. November 1991
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Die Préludes von Claude Debussy zählen zu den großen Werken unseres Jahrhunderts. Dies obwohl Debussy selbst ihnen wenig mehr als gewissermaßen den Charakter der Studie zumessen wollte: den vergleichsweise kurzen Stücken sollten Werke größeren Ausmaßes folgen. Dazu ist es bekanntlich nicht gekommen. Obwohl die Préludes bald zu Debussys populärsten Kompositionen wurden, sind sie selten vollständig aufgeführt zu hören. So, als ob Debussys selbstkritische Äußerung, manche Werke sollten nur unter vier Augen gespielt werden, ungewollt allgemein verbindlich geworden wäre. Als Kammermusik höchsten kompositorischen Anspruchs sind sie als ganzes corpus indessen seit eh und je Sache eines Kennerpublikums geblieben. Einen Komponisten wie Hans Zender, der sich beharrlich weigert, kategorisch kompositorische von interpretatorischer Arbeit zu trennen, musste es reizen, diese Schatztruhe kompositorischer Fundstücke ins Licht des per se öffentlichen Apparates Orchester zu rücken. Dabei gebot die schlechterdings uneinholbare Qualität des Komponierten, die Gebilde intakt zu lassen. So wurde denn auch prinzipiell gesehen keine Note verändert; Tonhöhen-, Rhythmus- und Formverhältnisse nicht angetastet. Es ging, kurz gesagt, um eine Art des Umdenkens der mehr oder weniger monochromen Palette des Klaviers in die Polychromie des Orchesters, um eine Auffächerung, wenn man so will Offenbarung der virtuellen klangfarblichen Nuancen.
Dieser gleichsam didaktische Impetus erheischte eine möglichst praktische Umsetzung. So ist auf die Spannung der abwechselnd solistisch oder als Tutti besetzten Streicher verzichtet: sowohl eine solistische als auch eine chorische Besetzung der Streicher ist möglich. Auffällig ist allerdings der relativ aufwändig besetzte Schlagzeugapparat. Die artikulatorische Nuancierung seit den Tagen von Debussy hat ja speziell in diesem Bereich ungeahnte Dimensionen erschlossen. In dieser Hinsicht gibt sich Zenders Bearbeitung als dezidiert moderne zu erkennen. Die Zusätze aus diesem Bereich steuern die überraschendsten Pointen bei.
Die Kenner der Préludes mag die Auswahl überraschen, denn Zender spart (aus gutem Grund) jene Stücke konsequent aus, die in sich schon als Transkriptionen erscheinen. Natürlich wäre es auch sinnlos, die rein pianistischen Stücke auszuwählen, bei denen eine Instrumentierung von vorne herein unfreiwillig komisch erscheinen müsste (etwa bei Le vent dans la plaine). Sein Interesse erweckten vielmehr gerade jene Stücke auf der Kippe, bei denen eine Bearbeitung nicht von vornherein naheliegt. Und doch zeigen speziell die Personenportraits in der Pointierung ihrer Gesten und Charaktere neue, überraschende Profile. Puck etwa erscheint als der, der noch ins versteckteste Fettnäpfchen tritt. Und beim Général Lavine schreckt der Bearbeiter auch vor drastischen Mitteln (nur so viel sei verraten) nicht zurück, um sowohl die Militanz als auch den ganzen Seelenkitsch des virtuellen Protagonisten zu decouvrieren.
Das Schlussstück schließlich stellt den Ausgleich zwischen dem Melancholiker und dem Spaßvogel wieder her: Zwei Seiten eines Charakters, den man nicht ohne weiteres mit Debussy in Verbindung bringen würde. So steht zu guter Letzt als nicht gar zu überraschende Pointe, die oft bestrittene Verwandtschaft von Debussy und Satie neuerlich zur Diskussion.
(Wolfgang Fink)
1. Voiles |
2. La danse de Puck |
3. "Général Levine" - eccentric |
4. Des pas sur la neige |
5. Les collines d'Anacapri |