Jan Dismas Zelenka (1679–1745) Laudate pueri ZWV 81
Urtext herausgegeben von Karl Frotscher und Wolfgang Reich [T,Orch] Dauer: 10'
Solo: T – 0.0.0.0. – 0.1.0.0. – Str – Bc
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Unter den tschechischen Generationsgenossen Johann Sebastian Bachs nimmt Jan Dismas Zelenka (1679-1745) als Komponist eine überragende Stellung ein. Über den musikalischen Bildungsgang des zu Louňovice geborenen Organistensohnes ist bisher nichts bekannt; Zelenkas früheste erhaltene Komposition ist das Werk eines zu handwerklicher Meisterschaft gereiften Dreißigjährigen. Aber auch im Mannesalter strebte Zelenka noch nach Vervollkommnung seiner kompositorischen Mittel; sein wichtigster Mentor wurde in den Jahren 1716-1718 der kaiserliche Kapellmeister Johann Joseph Fux in Wien.
Seit 1710 ist Zelenka als Mitglied der kurfürstlich sächsischen Hofkapelle in Dresden nachweisbar. Neben seiner Tätigkeit als Kontrabassist übernahm er im Laufe der Zeit umfangreiche Verpflichtungen als Komponist für die Hofkirchenmusik, ohne jedoch das von ihm erstrebte Kapellmeisteramt zu erlangen. In der hohen Wertschätzung seiner kirchenmusikalischen Werke waren sich die maßgeblichen Kunstgenossen, wie Bach, Pisendel, Homilius und Telemann, einig. Es ist vor allem die Verbindung von altmeisterlich kantablem Kontrapunkt und ausdrucksstarker Harmonik, durch die sich Zelenkas Musik charaktervoll und eigentümlich über den Durchschnitt ihrer Zeit erhebt. Dem tiefer eindringenden Blick erschließt sich auch ein großer Reichtum an formalen Lösungen, der sich aus der souveränen Beherrschung aller Form- und Satztypen von den kontrapunktischen Techniken des 16. bis zur Konzertform des 18. Jahrhunderts herleitet.
Während das an Umfang geringe Instrumentalmusikschaffen Zelenkas seit etwa 1950 durch Neuausgaben vollständig für die Gegenwart erschlossen ist, harrt der zehnfach größere Werkbestand seiner Kirchenmusik zum weitaus größten Teil noch der Wiederentdeckung. Das hier vorgelegte geistliche Konzert repräsentiert nach Bestimmung und Anspruch nur einen Ausschnitt dieses Vermächtnisses.
Das Laudate pueri hat Zelenka vermutlich für den solennen Vespergottesdienst des Ostersonnabends 1729 geschaffen und dem regierenden Fürsten August dem Starken zugeeignet, der, seit 1694 Kurfürst von Sachsen (Friedrich August 1.), unter dem Namen August II. von 1697 bis zu seinem Tode 1733 die polnische Königskrone trug (s. Herausgeberbericht im Anhang dieser Ausgabe). Den Charakter einer Festmusik betont die konzertierende Trompete. Gleichwohl ist bei einer heutigen Aufführung die kammermusikalische Besetzung einzuhalten, die man für die musikalischen Stundengottesdienste in der alten katholischen Hofkirche zu Dresden (bis. 1751) als Norm vorauszusetzen hat. Hierauf deutet schon das durchsichtige Partiturbild, das über weite Strecken ein gleichberechtigtes Konzertieren zwischen Singstimme, Trompete und Streichern ausweist. Im konzertierenden Mittelteil des 3. Satzes (Takte 12-54) dürfte es sich sogar empfehlen, den Violinpart und entsprechend die Continuostimme solistisch zu besetzen.
Der Sächsischen Landesbibliothek Dresden, die die Originalhandschrift verwahrt, sei an dieser Stelle für die Erlaubnis zur Veröffentlichung ebenso gedankt wie den Herren Karl Frotscher, Dresden, für die Continuo-Einrichtung und Ludwig Güttler, Dresden, für die Ausarbeitung der Trompetenkadenz im 1. Satz.
Die erstmalige Wiederaufführung des Werkes fand am 1. Oktober 1972 in Dresden unter Leitung von Karl Frotscher statt.
Wolfgang Reich, Dresden, im Frühjahr 1980