Giovanni Pierluigi da Palestrina (~1525–1594) Missa „Pater noster“
Urtext herausgegeben von Rudolf Ewerhart [GCh]
Weitere Messen von Giovanni Pierluigi da Palestrina finden Sie hier.
28 Seiten | 19 x 27 cm | 75 g | ISMN: 979-0-004-40350-1 | geheftet
Palestrinas Missa „Pater noster“ zählt zu den Messen, die weder zu Lebzeiten des Komponisten noch nach seinem Tode im Druck veröffentlicht wurden. Nur eine einzige handschriftliche Quelle aus den Beständen der Cappella Sistina in Rom, 1618 von D. Brancadore geschrieben, überliefert uns dieses Werk.
Die Messe ist über die Motive der alten gregorianischen Pater-noster-Melodie aus der Messliturgie geschrieben, die in bewundernswerter Vielfalt melodischer Gestaltung den einzelnen Sätzen zugrunde liegt. Immer wieder neue Kontrapunkte verquicken sich im Verlauf der Messe mit der Thematik der Titelmelodie. Eigenheiten der Stimmführung und die herbe, an die späte niederländische Tradition erinnernde Klanglichkeit führen zu der Vermutung, dass wir mit dieser Messe ein verhältnismäßig frühes Werk Palestrinas vor uns haben.
Bereits vor mehreren Jahrzehnten war die Missa „Pater noster“ von Hermann Bäuerle in einer praktischen Ausgabe im Verlag Breitkopf & Härtel veröffentlicht worden. Unsere Ausgabe geht auf die im Chorbuch 68 (Cappella Sistina) der Biblioteca Vaticana in Rom aufgezeichnete Niederschrift des Werkes zurück. Der schlechte Erhaltungszustand der Quelle machte einen Vergleich auch mit der Gesamtausgabe Haberls notwendig, in der zwei Fehler zu korrigieren sind. Bezüglich der im Original schlecht erkennbaren Akzidentien kann unsere Ausgabe nicht als verbindlich angesehen werden. Für die heutige Chorpraxis bot sich eine Transposition der Messe an. Ebenso wurden die Notenwerte auf die Hälfte gekürzt und die Schlussnoten einheitlich als Longen wiedergegeben.
Neben den bekannten vierstimmigen Schwesterwerken Palestrinas nimmt die Missa „Pater noster“ einen beachtenswerten Platz ein. Sie verdient diesen Rang durch ihre ehrwürdige und großlinige Thematik, durch die altertümliche Erhabenheit ihres Klanges und den sich in ihr offenbarenden Reichtum motivischer Arbeit. Möge die Neuausgabe unsere Chöre zu einer intensiven Beschäftigung mit dieser selten gesungenen Messe des römischen Meisters einladen.
Rudolf Ewerhart,Januar 1962, Münster (Westf.)