Michael Obst (*1955) Diaphonia
[Orch] 1993/94 Dauer: 40'
Soli: Fl(Picc)Vl.Vc.B-Klar(Kb-Klar)Klav – 4.4.4.B-Klar.3(3Kfg) – 6.3.3.0. – Schl(4) – Hfe – MIDI-Keyboard – Str:11.11.9.9.8.
UA: Donaueschingen (Donaueschinger Musiktage), 22. Oktober 1995
Diaphonia bezieht sich auf die Harmonik, motivische Arbeit, die formale Struktur, die Instrumentalaufstellung im Raum, die Instrumentierung und den Gebrauch der Live-Elektronik.
1.Teil: Der Tritonus ist die harmonische Basis. Im Zentrum steht ein gestisches Zitat aus Luciano Berios Sinfonia, das die einzelnen Abschnitte immer wieder in variierter Form gliedert. Neben der Intervallstruktur, basierend auf dem Tritonus, bilden zwei "Motive" die Grundlage für das musikalisch-gestische Geschehen, das immer wieder zwischen den Solisten, einzelnen Orchestergruppen und dem Tutti pendelt.
2.Teil: Ein Intermezzo für Klavier mit Live-Elektronik und vier Schlagzeuger. "Auseinanderklang" bezieht sich hier auf Klangtransformationen des Klaviers sowie ihre räumliche Projektion. Der zyklisch fünfteilige Satz ist ein auskomponiertes Glissando abwärts, ausgehend von hohen Metallklängen (Crotales) zu Beginn bis hin zu tiefen Klavierklängen, unterstützt von tiefen Metall- und Fellgeräuschen.
3.Teil: Grundintervall ist die Septime. Formal zyklisch angelegt (A - B - C - D - C' - E - A') werden live-elektronische Abschnitte (B - D - E) von schnellen rhythmischen Orchestertutti umschlossen. In diesen wird in veränderter Form auf das Berio-Zitat zurückgegriffen. Unterschiedliche Raumprojektionen verbunden mit durch die Live-Elektronik motivisch geprägten Transformationen in den solistischen Abschnitten (B: Flöte/Cello; E: Bassklarinette Violine) stehen dem Zentralabschnitt (D) gegenüber, in dem ein komplexer klanglicher Gesamteindruck zwischen Orchester und Elektronik erzeugt wird.
4.Teil: Beginnend mit einem Streichquartett mit Holzbläserschatten werden elektronisch unterschiedliche Räume erzeugt. Entsprechend dem Grundintervall der Sekunde stehen sich im zweiten Abschnitt die beiden Orchesterhälften mit der jeweils komplementären Ganztonleiter gegenüber. Im Schlußabschnitt wird die Sekunde allmählich mit Mikrointervallen "aufgefüllt", wobei die Solisten auf Motivik aus dem 1. Teil zurückgreifen.
CD:
SWF-Sinfonieorchester Baden-Baden, Ltg. Michael Gielen
CD col legno WWE 31898