Siegfried Matthus (1934–2021) Judith
Oper in 2 Akten nach dem Drama von F. Hebbel 1982-84 Text: Siegfried Matthus
13 Solisten – Chor: TT3B – 3.3.3.3 – 4.3.4.1. – Pk.Schl(4) – Hfe.E-Bassgit – Klav./Cel – Str
Uraufführung: Berlin, 1985
AD: abendfüllend
Libretto: Siegfried Matthus nach dem gleichnamigen Drama von Friedrich Hebbel und Texten aus Büchern des Alten Testaments
Englische Übersetzung: B. Jacobson
Ort: Im babylonischen Lager vor Bethulien und in der Stadt Bethulien (auf zwei Schauplätzen gleichzeitig)
Personen: Holofernes, babylonischer Heerführer (Bassbariton) - Hauptmann des Holofernes (Bass) - Kämmerer des Holofernes (Bariton) - Achior, Hauptmann der Moabiter (Bariton) - Oberpriester (Bass) - Bote des Nebukadnezar (Tenor) - Ein Soldat (Bariton) - Ephraim, ein junger Mann (Tenor) - Osias, Oberster Priester (Bass) - Daniel, ein Gottesnarr (Tenor) - Ammon, dessen Bruder (Bariton) - Hosea (Bass) - Judith (Sopran) - Mirza, ihre Magd (Alt)
Gesandte von Edom, Gesandte von Moab, Soldaten und Priester, Volk (Chor)
Ballett: Eine Sklavin (Tänzerin)
Matthus folgt über weite Strecken Hebbels Drama. Abweichungen bestehen beispielsweise in der Zusammenfassung der ersten drei Akte zu einer großen Simultanszene, die zugleich die belagerten Bethulier und die belagernden Assyrer zeigt. Die Protagonisten Judith und Holofernes werden in ihrer Sonderstellung in ihrem jeweiligen Umfeld gezeigt, wobei die Gegenüberstellung überraschende Parallelen erkennen läßt. In Bezug auf Glauben, Charakter oder Lebensform ist der eine Antagonist des anderen. Wiederholt flicht Matthus Zitate aus Büchern des Alten Testaments wie Psalmverse oder Teile des Hohelieds ein, die dem Sujet größere Allgemeingültigkeit verleihen. Deutlich verändert hat Matthus den Hebbelschen Schluß: nach anfänglicher Freude der Bethulier über ihre Rettung durch Judith, die Holofernes enthauptet hat, schlägt die Stimmung plötzlich um, als das bethulische Volk zunächst das babylonische Lager plündert und schließlich über Judith herfällt. Auch dies ist allgemeingültiger gefaßt: die Tragik der Handlung liegt nicht allein in der inneren Zerrissenheit der Hauptperson, sondern in der Unberechenbarkeit und Grausamkeit des Menschen an sich.
CD/LP:
Eva-Maria Bundschuh (Judith), Werner Haselau (Holofernes) u. v. a., Rundfunkchor Berlin, Chor und Orchester der Komischen Oper Berlin, Ltg. Rolf Reuter
2 CDs Magna AV 2200 239 / Berlin Classics 9339-2
LP DMM 725 136-137
Aris Argiris (Bariton), Württembergische Philharmonie Reutlingen, Ltg. Siegfried Matthus
CD „Siegfried Matthus – Beloved Dionysos”, Genuin, GEN 89144
Bibliografie:
(Anon.:) Balada „Cristobál Colón“ / Matthus „Judith“ In First Performances, in: MadAminA! 2/1990.
Gennrich, Judith: „Ich bin ein Sänger ohne Stimme“. Siegfried Matthus’ Kompositionsweise für die Singstimme am Beispiel der Opern „Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“ und „Judith“. Musiklehrer-Diplomarbeit Mainz 1997.
Büchter-Römer, Ute: Aspekte des Neuen Musiktheaters und Strategien seiner Vermittlung, Augsburg 1996 (Forum Musikpädagogik, Band 18).
Herbort, Heinz-Josef : Der große Dialog der Monologe, in: DIE ZEIT, 11. Oktober 1985.
Matthus, Siegfried: Musiktheater soll Auge, Ohr und Verstand zugleich beschäftigen, in: Neues Deutschland, 18. März 1981.
ders.: Textvertonungen und musikalischer Affekt. Gespräch mit Ulrike Liedtke, in: Musik und Gesellschaft 3/1984.
ders.: Beschreibung eines Zustandes. Warum komponiere ich eigentlich eine Oper?, in: Neue Zeitschrift für Musik, 6/1989, S. 13f.
Theobald, Christiane: Gedanken zur musikalischen Form der Oper „Judith“, in: Programmheft der Städtischen Bühnen Krefeld/Mönchengladbach zur Inszenierung 1986.