Carl Adolf Martienssen (1881–1955) Schöpferischer Klavierunterricht
[Klav]
264 Seiten | 14,8 x 21 cm | 388 g | ISMN: 978-3-7651-0194-6 | Broschur
Für die Klaviermethodik war es lange Zeit ein Dogma, dass die Physiologie das Fundament ihres Lehrgebäudes sein müsse. Jedes ausführliche Werk zur Klavierpädagogik begann mit einer eingehenden physiologischen Grundlegung. Anatomische Kenntnisse galten als unumgänglich für jeden Klavierpädagogen. Man sah die Technik an als etwas von der Kunst und der Persönlichkeit des Künstlers Losgelöstes, das rein äußerlich, maschinell übermittelt werden könne. (…)
An die Stelle der technischen Schulung von außen nach innen hat die Schulung von innen nach außen zu treten. Die Auffassung der Technik als einer mechanischen Funktion muss abgelöst werden von der Auffassung der Technik als einer in eminentem Sinne schöpferischen Funktion. Dass diese Einsicht zum entschiedenen Durchbruch komme: das möchte dieses Buch für die Theorie des Klavierspiels wirken. Nur dann wird die Klavierpädagogik auch weiterhin ihre kulturell sehr wichtige Mission erfüllen können. (…)
Ich entlasse dieses Buch, in dem mein 1930 erschienenes Buch „Die individuelle Klaviertechnik auf der Grundlage des schöpferischen Klangwillens“ und dessen 1937 unter dem Titel „Die Methodik des individuellen Klavierunterrichts“ herausgegebene praktische Ergänzung neu bearbeitet vereinigt sind, in sein neues Wirken mit dem Wunsche, dass es auch weiterhin zur Einigkeit in der Kunst des Klavierspiels beitragen möge.
Berlin, Sommer 1953
Carl Adolf Martienssen