Nicolaus A. Huber (*1939) Sphärenmusik
[Orch] 1981 Dauer: 16'
2(A-Fl.Picc).3(Eh).3(Picc).2(Kfg) – 2.3.2.0. – Pk.Schl(3) – Cel – Str: 14.12.10.8.6.
UA: Berlin, 19. März 1982
In meinem Stück ging ich von folgenden Material-Sphären aus: Schlag (Rhythmus) / Ton - Melodie - Feld. Jede Ebene ist so komponiert, dass sie fortwährend zwischen verschiedenen Kommunikationsarten und -intensitäten changiert, eine Ebene in die andere eindringt, sich aufmoduliert, Schnittpunkte und Grenzfälle mit anderen Ebenen bildet. Solche Kommunikationsarten und -intensitäten, in die sich der Hörer den jeweils konkreten Einzelsphären gegenüber versetzt sieht, sind zum Beispiel: einem musikalischen Objekt bloß gegenüberstehen / lyrische Ich-Identifikation / expressiv oder deklamierend auf einen zukommen (es gibt zum Beispiel mehrere "Ton-Gedichte" mit Reimen) / zur Formel erstarrt sein (Marsch-Genre) / bewußte Subjekt-Objekt-Beziehung (Polit-Genre) und anderes.
Der Begriff Sphäre will die Überschneidungen und qualitativen Umformungen andeuten. Der sprechende Ton ist gleichzeitig die reduzierteste Melodie (sie steckt hauptsächlich im Ton"fall"), Melodie ist gleichzeitig die präziseste Formulierung eines Feldes, ein Feld kann so "blaß" sein wie ein bloßes akustisches Objekt. Man kann das Hörerlebnis von einem gemeinsamen Punkt her entfalten, wo Haupt- und Nebensache zusammenfallen, der vieles oder wenig beinhaltet wie das weiße Licht oder das "schweigende Gedicht in Weiß".
(Nicolaus A. Huber, 1981)
Bibliografie:
Spahlinger, Mathias: Bewegliche Reaktion auf das, was uns täglich umgibt. Nicolaus A. Hubers „Sphärenmusik“ für Orchester, in: MusikTexte Heft 108 (Februar 2006), S. 61-65.