Nicolaus A. Huber (*1939) Ohne Hölderlin
[Kb,Klav] 1992 Dauer: 16'
Kb.Klav und mindestens zwei Tische
Uraufführung: Saarbrücken (Musik im 20. Jahrhundert), 20. Mai 1993
24 Seiten | 23 x 30,5 cm | 117 g | ISMN: 979-0-004-17963-5 | geheftet
Ohne Hölderlin entstand für das Saarbrücker Festival „Musik im 20. Jahrhundert“. Die vielfältigen Möglichkeiten der Klangmischung und Klangverschmelzung zwischen den beiden Instrumenten stehen im Vordergrund, bis eine „Tischrück-Coda“ das Werk „mit äußerster Heftigkeit“ beschließt.
Im Gegensatz zu mehreren Kompositionen der letzten Jahre (Herbstfestival, Go Ahead, Offenes Fragment, An Hölderlins Umnachtung) kommt dieses Stück „ohne Hölderlin“ aus, distanziert sich auch von einer Art Hölderlin-Mode.
Mein Problem war viel kleinerer Natur, nämlich zwei derart verschiedene Klangkörper wie Kontrabaß und Klavier so zu behandeln, dass ein Klangganzes entsteht, in dem die jeweiligen Klanganteile sich gegenseitig sinnvoll begründen. Zum Klang gehört natürlich auch seine Struktur.
Dieses Anliegen der Einheit beziehungsweise Annäherung und der Gewinnung sich verzweigender Selbständigkeiten kann man gut aus dem beigegebenen Beispiel erkennen, dem ich meine Analyse-Lesart anfüge. Alle Strukturen gewinnen ihre Daseinsautorität aus der Taktstruktur, den direkt erkennbaren Rhythmen, der Zahl der Anschläge usw.
Das Stück steht eindeutig auf der musikalischen Denkbasis organisch sich entwickelnden Zusammenhangs. Allerdings ist dieser so transparent komponiert, dass das Einzelne völlig gleichberechtigt erlebt werden kann wie in einer Melodie die Intervalle, im Intervall die Töne, im Ton sein Klang, im Klang seine Lautstärke, in der Lautstärke ihre Kurve, in der Kurve die Dauer usw. Nur am Schluß in der Tisch-Coda verdichtet sich Transparenz zur äußersten Heftigkeit, zum Knall.
(Nicolaus A. Huber, 4. März 1993)
CD:
ensemble reflexion K, Ltg. Gerald Eckert
CD COV 91509