Nicolaus A. Huber (*1939) Doubles, mit einem beweglichen Ton
[2Vl,Va,Vc] 1987 Dauer: 16'
Uraufführung: Köln (Rheinisches Musikfest), 5. Juni 1987
24 Seiten | 23 x 30,5 cm | 117 g | ISMN: 979-0-004-50160-3 | geheftet
Double, ursprünglich eine alte barocke Bezeichnung für die diminutionsverzierte Wiederholung eines Tanzsatzes, bedeutet für mein Streichquartett – zu Doubles pluralisiert –, die Musik schwerpunktmäßig aus dem Prinzip der veränderten Wiederholung heraus zu denken. Dies geschieht nicht aufgrund fester, immer wieder auftauchender Charakteristiken (wie etwa in Darabukka), sondern innerhalb viel elementarerer, deshalb beweglicherer und freierer Kompositionsphänomene.
Wiederholung schafft Anteilnahme, Aufmerksamkeit, fügt zusammen, ja trennt sogar, wenn sie im Sinne von Anführungszeichen auftaucht. Wiederholen fordert zum Vergleich heraus, fördert das Hören auf Unterschiede, das heißt: trennt und schärft die Veränderungsleistung der einzelnen Parameter in ihrer Montage, zum Beispiel: gleicher Ton / verschiedene Dauer / immer gleiche Bogenlänge / verschiedene Bogengeschwindigkeit
oder: Ein Ton als ausgehaltener harmonischer Wert steht seiner rhythmischen Binnengliederung gegenüber.
Immer aber ist das Verhältnis von Bleiben und Verändern nur auf die verschiedenen Parameter oder auf Schnittmengen verteilt erlebbar. In einer einzigen Ausnahme kann eine Parameterdimension sich selbst variieren: Es ist der Mittelton des gesamten Tonraumes, der, in Sechzehntelton-Stufen beweglich, sich harmonisch identisch wiederholen, aber akustisch verschieden hoch klingen kann.
In Analogie dazu ist der Tempo-Raum nach den Skalengraden des Metronoms als Spiegelwiederholung konzipiert.
Und noch einige Doubles: ein Poprhythmus, ein Discorhythmus, ein Teil eines südafrikanischen Liedes „Iza kunjatel’i Afrika“ und „Es ist ein Schnitter, heißt der Tod … Hüt’ dich schön’s Blümelein“ (ein europäisches Flugblattlied).
(Nicolaus A. Huber, 1987)
CD:
Pellegrini Quartett
CD BV HAAST 9407
Bibliografie:
Domann, Andreas: „Wo bleibt das Negative?“. Zur musikalischen Ästhetik Helmut Lachenmanns, Nicolaus A. Hubers und Mathias Spahlingers, in: Archiv für Musikwissenschaft 62 (2005), S. 177–191.