Klaus Huber (1924–2017) Ein Hauch von Unzeit
(Plainte sur la perte de la réflexion musicale) 1972 Dauer: 20'
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Uraufführungen
I Fassung für Flöte: Wiesbaden, 1972
II Fassung für Klavier: Nyon, 1972
III Fassung für var. Besetzung: Köln, 29. Mai 1976
VI Fassung für Akkordeon: Fribourg, 25. Juni 1987
VIII Fassung für Cello: Tokio, 14. Oktober 1989
X Fassung für Orgel: Stuttgart, 28. März 2018
„Ein Hauch von Unzeit“ entstand zunächst in einer Fassung für Flöte allein, die Aurèle Nicolet gewidmet ist.
Der Untertitel „Plainte sur la perte de la réflexion musicale – quelques madrigaux pour flûte seule ou flûte avec quelques instruments quelquonques ... 1972“ (Klage über den Verlust des musikalischen Nachdenkens – einige Madrigale für Flöte allein oder für Flöte mit einigen beliebigen Instrumenten ... 1972), Spielanweisung und „unzeitgemäßes“ Programm in einem, weist zugleich hin auf die Herkunft jenes klagenden Anfangsmotivs, das aus der „Zeit“ in die „Unzeit“ wandert: die „Plaint“ betitelte Chaconne aus Purcells Oper „Dido und Aeneas“. – Fast gleichzeitig schrieb ich eine zweite Fassung, für Klavier („pour piano à une main et demie ...“ – für Klavier zu anderthalb Händen), die bereits Ansätze zu der im „Programm“ des Untertitels angedeuteten quasi kanonischen Version des Stückes ausformuliert. Die multiple Version „Ein Hauch von Unzeit III“ verwirklicht einen Schwebezustand zwischen strengem Kanon und Aleatorik, indem jeder der im Raum verteilten Musiker seine „idiomatische Umsetzung“ des Flötenparts ins Ensemble einbringt. Die Omnipräsenz der Musik, ihrer Motive, wäre nicht nur im Raum, sie ist auch in einer „fluktuierenden Gleichzeitigkeit“ vorhanden. Damit war meine ausdrückliche Aufforderung an potentielle Interpreten gegeben, für sich selbst „Einrichtungen“ des Stücks auszuarbeiten. Meiner Anregung sind nicht wenige Musiker gefolgt. So sind inzwischen Fassungen entstanden für Gitarre (Cornelius Schwehr, Gunther Schneider), für Akkordeon (Hugo Noth), für Kontrabass (Fernando Grillo), für Violine (Hansheinz Schneeberger), für Viola-Violoncello-Kontrabass („trio basso“, Köln), und von mir selbst für Singstimme (auf Worte von Hegel und Max Bense) und für Bratsche.
Für das ganze Stück ist das Wichtigste die absolute Ruhe, die möglichst auch beim Ausführenden entstehen sollte. Die Fermaten sind mitunter das Wichtigste. Sie können, wenn man die Ruhe findet, sehr lang werden.
– die Zeit löst sich quasi auf!
(Klaus Huber, 1989/2014)
CD:
Jean-Luc Menet (Bassflöte)
CD Traversières 120.270
Jean-Luc Menet (Fl)
CD STR 37039
Bibliografie:
Zimmermann, Heidy: Zeitgestaltung im Kompositionsprozeß bei Klaus Huber – dargestellt anhand von Skizzen, in: Mnemosyne. Zeit und Gedächtnis in der europäischen Musik des ausgehenden 20. Jahrhunderts, hrsg. von Dorothea Redepenning und Joachim Steinheuer, Saarbrücken: Pfau 2006, S. 90-109